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Daraus folgt, dass viele Arbeiterinnen und Arbeiter über herkömmliche Kanäle politischer Kommunikation und über ideologisch gerahmte Ansprachen (»gegen das neoliberale Denken« und dergleichen) nicht zu erreichen sind. Jenseits der Minderheit gewerkschaftlich Aktiver muss die Linke bei Arbeiterinnen und Arbeitern an einem viel grundlegenderen Punkt ansetzen und den Beweis erbringen, dass Politik überhaupt fähig ist, ihre im Alltag erlebten Probleme zu lösen
Jap.
Zu den “ideologisch gerahmten Ansprachen” gehört auch dieses Schriftstück. Es spricht wenigstens das Problem einmal klar an, eine Strategie zur Lösung ist das aber auch nicht.
Dieser Artikel trifft (mich an) einen wunden Punkt.
Ich wurde durch mein Unternehmen “freigestellt” und genötigt eine Aufhebung zu unterzeichnen, weil ich (ein “Middle Manager”) mich erdreistet habe mich für meine Mitarbeiter einzusetzten.
Anstatt diese zu drangsalieren und schikanieren damit sie mehr Arbeit bei gleicher Bezahlung machen und/oder Mitarbeiter bei Fehlern abzumahnen die bei erhöhter Arbeitslast halt zu erwarten sind, habe ich für mehr Mitarbeiter gekämpft. Für bessere Strukturen. Für klarere Aufgabenverteilung. Für vermeiden statt verwalten.
Das wollte das Management nicht hören. Feedback wurde persönlich genommen, meine durch Analysen und Zahlen/Daten und Fakten fundierte Kritik ignoriert und meine Verbesserungsvorschläge abgetan und kleingeredet.
Wo der Wasserkopf wächst und mehr und mehr hochbezahlte Schwachsinnsstellen in der Zentrale erschaffen wurden und werden und dafür Geld da ist, war für die, die die Scheisse ausbügeln dürfen, welche andere hochbezahlte Schwachköppe erzeugen, kein Geld vorhanden.
“Man könne mit mir nicht respektvoll Zusammensrbeiten” hieß es. Das ich weder jemals Ermahnungen oder Abmahnungen erhalten habe , spielt keine Rolle. Das ich “die extra Meile” gegangen bin und mich intern für eine bessere Kultur eingesetzt habe (ohne dafür entlohnt zu werden) oder ich ausserhalb der Arbeit an Unis erfolgreich Werbung für meinen Arbeitgeber gemacht habe, spielt keine Rolle. Danke.
Dem Betriebsrat war das übrigens auch scheiss-egal. Betriebsfrieden und so. Die wissen zwar, das Leute aus der Abteilung an der Überlastung entlang schrammen oder bereits deutlich drüber sind, aber wozu sich einsetzen? Der Standort will gesichert sein! Dass hier seit Jahren Rekordgewinne am Standort eingefahren werden, aber sich das nicht bei allen Mitarbeitenden auswirkt - egal.
Ich segel grade in die Arbeitslosigkeit.
Für was?
Wär ich so moralisch verpolt, wie meine letzte Chefin, hätt ich einfach draufgekloppt und Leute gefeuert, und hätte heute immer noch nen gut bezahlten Job.
Wenn mal jmd fragt, was mich radikalisiert hat… dieses.
Ich fühle das sehr. Bei mir war es damals eine ähnliche Situation, in der der Chef wollte, dass wir (die Belegschaft der Entwickler) einen sittenwidrigen Vertrag unterschreiben. Ich hab damals aufgeklärt und die Drangsalierungen der Chefetage hart gekontert, woraufhin es jede Menge böser Gespräche hagelte.
Leider stellte sich heraus, dass die Kollegen zu feige und unaufrichtig waren, hinter ihrer Entscheidung stehen zu bleiben. Daraufhin hab ich angefangen, die Strukturen zu trollen und bin schlussendlich selbst gegangen.
Es ist nicht ganz das gleiche im Ablauf wie bei dir, aber ich glaube, die Gefühle waren teils die selben.
Das kenne ich. War Tech Lead in einer von den Firmen die ihr alle kennt und habe auch irgendwann ein mangelhaftes Performance-Rating bekommen weil ich mich geweigert habe mehr Arbeit aus meinen Teammitgliedern rauszuquetschen. Das wurde mir dann als mangelnde Durchetzungsfähigkeit ausgelegt. Für mich ist es glücklicherweise gut ausgegangen, habe danach eine viel bessere Stelle gefunden.
Ich muss aber auch sagen, dass es mir die Teammitglieder jetzt auch nicht wirklich gedankt haben oder so. Ich habe das natürlich auch nicht für die Anerkennung gemacht, aber leider wird man dafür auch nicht belohnt außer dass man weiß, dass man für die eigenen Werte gestanden hat.
Das ist halt leider auch eine Perspektive die man nicht so oft hört. Die die es gut meinen werden meistens abgesägt oder bekommen selber einen Burnout. Es ist halt einfach wie in Brechts “Der gute Mensch von Sezuan” (ein verdammt gutes Drama wenn man die message versteht). Im Kapitalismus ist einfach kein Platz für (unbegrenzte) Gutherzigkeit
Tut mir leid was dir passiert ist und vielen Dank für deinen Einsatz und die Aufrichtigkeit! Ich kann den Frust verstehen. Ich glaube es lohnt sich doch immer für die Menschen und für die persönliche Integrität einzustehen. Auch wenn man sich davon am Ende nichts kaufen kann, umsonst war es deswegen nicht. Und ein gut bezahlter Job aber in einer absolut toxischen Umgebung hört sich jetzt auch nicht nach einer echten Bereicherung an die es wert ist ihr nachzutrauern.
Und wenn du erstmal auf ALG gehen musst ist das auch keine Schande, du hast in die Versicherung eingezahlt und der Anspruch steht dir dann auch zu. Ich war selber auch mal in der Situation und für mich war es nicht nur eine schlechte Erfahrung. Zeit zu haben hat auch was Gutes. (Leider kann man vom Amt allerdings keine Hilfe oder sonst irgendeinen konstruktiven Austausch erwarten).
Guter Artikel!
Jenseits der Minderheit gewerkschaftlich Aktiver muss die Linke bei Arbeiterinnen und Arbeitern an einem viel grundlegenderen Punkt ansetzen und den Beweis erbringen, dass Politik überhaupt fähig ist, ihre im Alltag erlebten Probleme zu lösen und den verborgenen Verletzungen und verkannten Ansprüchen der arbeitenden Klasse eine Sprache zu geben.
Catch-22. Solange linke Parteien keine Mehrheiten haben, können sie auch nicht zeigen, dass sie etwas erreichen können. Selbst in den diversen Landes- und Kommunalregierungen, in denen sie an der Regierung beteiligt sind, müssen sie immer noch mit der nicht besonders linken SPD zusammenarbeiten, und viele linke Forderungen lassen sich außerhalb der Bundesebene ohnehin gar nicht umsetzen (z.B. Vermögenssteuer) - da kann dann oft nur noch der Mangel verwaltet werden, und das hat bei PDS und Die Linke offensichtlich nicht besonders überzeugt.
Die gerade laufende Aktion der Prüfung von Mietverträgen durch die Linken geht doch genau in die Richtung? Bei Mietern die zur Linken rennen um gratis die Nebenkostenabrechnung zu prüfen erreicht man sehr wahrscheinlich die Arbeiterschicht. Klar ist, solche Aktionen dürfen nicht alles sein, aber dennoch eine sehr gelungene Aktion wie ich finde.
Die Lösung ist glaube ich in Gewerkschaften einzutreten, den Kampf “von unten” zu organisieren. Die Linkspartei ist dann wichtig als Unterstützung.
Das ist auch schwere Arbeit. Wir müssen erstmal innerhalb der Gewerkschaften gegen ihre Führungen, die mit Arbeitgebern und Politikern im Bett liegen, kämpfen. Quasi die Gewerkschaft von innen heraus übernehmen.
die DGB-Gewerkschaften sind ein Teil des Problems, denn sie stecken bis zum Anschlag im Arsch der SPD und gefallen sich sehr gut in ihrer zugedachten Rolle als “Tarifpartner”, die die Arbeiterklasse nicht allgemein, sondern nur in einem sehr eng gefassten Feld alibimäßig vertreten, während ihre Bosse in Aufsichtsräten sitzen und dafür fürstlich bezahlt werden.
Es gibt auch radikalere Gewerkschaften wie die FAU.
Hab denArtikel gesehen, bin bis jetzt nur dazu gekommen, ihn grob zu überfliegen, aber ja, was da berichtet wird, deckt sich mit meinen Erfahrungen.
Es gibt auch radikalere Gewerkschaften wie die FAU.
Die sind leider sehr klein und können sich deshalb nicht wirklich viel erlauben.
Sie sind noch zu klein.
Wenn man bei Verdi und co. gegen Windmühlen kämpft, dann kann man doch lieber innerhalb einer kämpferischen Organisation kämpfen. Zum IST-Stand läuft es auf das Selbe hinaus. Aber indem man zeigt, dass es eine kämpferische Alternative gibt, baut man die auch mit auf und motiviert andere zum Wechseln.
Die GDL hat es auch geschafft, aus dem Mief der EVG rauszukommen und das obwohl Wesselsky CDUler ist/war.
Ich kann mich noch erinnern, dass vor ein paar Jahren, als ich glaube mal wieder die desaströsen Bedingungen in der Pflege Thema wurden, der damalige Chef von der Verdi Jugend gegen die FAU gewettert hat. Da sehen die zukünftigen Apparatschicks also schon eine Gefahr für ihre Karriere in 20 Jahren.
Die sind leider sehr klein und können sich deshalb nicht wirklich viel erlauben.
Klein sind sie, ja. Aber sie fahren regelmäßig Erfolge ein. Bspw
Ja. Aber sie sind leider zu klein, um gesamtgesellschaftlich was zu reißen. Und die großen Gewerkschaften sind und waren zu feige (bzw. deren Bosse gefallen und gefielen sich zu gut als Teil der Polit-Kaste in ihrer Rolle als “Tarifpartner” mit Aufsichtsratspöstchen), das auch nur zu versuchen.
Hätten sich die großen Gewerkschaften damals wirklich dagegengestellt, wäre der Sozialabbau der Regierung Schröder, der die jetzige politische Situation überhaupt erst möglich gemacht hat, in einem Generalstreik untergegangen. Das wäre aber ein böser verbotener “politischer Streik” gewesen und gegen die SPD gegangen, also haben die DGB-Gewerkschaften zahm außerhalb der Arbeitszeit demonstriert und das wars.
Würde ich dir zustimmen. Ich glaube mein Umgang damit ist strategische Hoffnung. Und ich hab in letzter Zeit viele Leute über Generalstreiks nachdenken hören, ich glaube die Leute politisieren sich gerade neu und werden radikaler, gerade weil die bisherige Kuschelpolitik keine Veränderung brachte.
Ich glaube, es gibt viele Beispiele wo progressive gesellschaftliche Veränderung erfolgreich geklappt hat, von unten. Die muss man nur verstehen und vielen Leuten erklären, damit sich deren Hoffnungslosigkeit verändert. Also das Problem ist ja auch, dass die guten Nachrichten sehr stark untergehen und davon gibt es bestimmt unzählige. In einigen Städten kostenloser Nahverkehr, Boom erneuerbarer Energien weltweit, Verkehrswende Boom in Paris, erfolgreiche Linke Wahlkämpfe, etc. Und historisch wurde ja auch viel von gewerkschaften erkämpft.
Ich glaube, ein Vortrag von einem Menschen der sich gut damit auskennt und erklären kann (anhand von Beispielen), wie progressiver gesellschaftlicher Wandle erfolgreich funktioniert sodass Leute das umsetzen können würde bestimmt sehr sehr viel Motivation erzeugen. Und da denke ich auch an z.B: einen vortrag, der vermögenssteuer erklärt, dass das in den 50er Jahren in den USA und in den 80er Jahren in Deutschland (oder so) sehr groß war und dass das gut für die wirtschaft war.
Überleg mal, wenn man alleine in ganz vielen Städten so Vorträge zur Besteuerung von Milliardären machen würde, dann hätten viele SPD/CDU leute gar keine guten gegenargumente mehr um zu demotivieren, um diese veränderung im keim zu ersticken. Also so sachen wie “dann wandern milliardäre aus” weil das in dem vortrag schon entkräftet wäre. Auch durch so Argumente wie, dass Mehrwertsteuer reduzieren den täglichen Konsum einfacher macht und deswegen das wirtschaftswachstum ankurbelt, wenn es durch reichensteuer gegenfinanziert ist. Und so eine gesellschaftliche Bewegung, als Bündnis der Zivilgesellschaft wäre dann auch nicht davon abhängig gut in der Tagesschau rüber zu kommen, weil man durch Plakte viel direkter auf so einen Vortrag und deren Inhalte aufmerksam machen kann.
Und ich wette, dass wenn man bzgl Steuerpolitik etwas umgesetzt bekommt, dann setzt das eine kettenreaktion in gang: leute haben selbstwirksamkeit erfahren, glauben wieder an veränderung und kämpfen dann auch für verkehrswende, etc.
doch doch, denn merke: Funktionäre, Ihr habt nichts zu verlieren außer Euren Posten! (und die werden kaum welche haben.)