• vormadikter@startrek.website
    link
    fedilink
    arrow-up
    58
    arrow-down
    1
    ·
    edit-2
    21 hours ago

    Dieser Artikel trifft (mich an) einen wunden Punkt.

    Ich wurde durch mein Unternehmen “freigestellt” und genötigt eine Aufhebung zu unterzeichnen, weil ich (ein “Middle Manager”) mich erdreistet habe mich für meine Mitarbeiter einzusetzten.
    Anstatt diese zu drangsalieren und schikanieren damit sie mehr Arbeit bei gleicher Bezahlung machen und/oder Mitarbeiter bei Fehlern abzumahnen die bei erhöhter Arbeitslast halt zu erwarten sind, habe ich für mehr Mitarbeiter gekämpft. Für bessere Strukturen. Für klarere Aufgabenverteilung. Für vermeiden statt verwalten.

    Das wollte das Management nicht hören. Feedback wurde persönlich genommen, meine durch Analysen und Zahlen/Daten und Fakten fundierte Kritik ignoriert und meine Verbesserungsvorschläge abgetan und kleingeredet.
    Wo der Wasserkopf wächst und mehr und mehr hochbezahlte Schwachsinnsstellen in der Zentrale erschaffen wurden und werden und dafür Geld da ist, war für die, die die Scheisse ausbügeln dürfen, welche andere hochbezahlte Schwachköppe erzeugen, kein Geld vorhanden.

    “Man könne mit mir nicht respektvoll Zusammensrbeiten” hieß es. Das ich weder jemals Ermahnungen oder Abmahnungen erhalten habe , spielt keine Rolle. Das ich “die extra Meile” gegangen bin und mich intern für eine bessere Kultur eingesetzt habe (ohne dafür entlohnt zu werden) oder ich ausserhalb der Arbeit an Unis erfolgreich Werbung für meinen Arbeitgeber gemacht habe, spielt keine Rolle. Danke.

    Dem Betriebsrat war das übrigens auch scheiss-egal. Betriebsfrieden und so. Die wissen zwar, das Leute aus der Abteilung an der Überlastung entlang schrammen oder bereits deutlich drüber sind, aber wozu sich einsetzen? Der Standort will gesichert sein! Dass hier seit Jahren Rekordgewinne am Standort eingefahren werden, aber sich das nicht bei allen Mitarbeitenden auswirkt - egal.

    Ich segel grade in die Arbeitslosigkeit.
    Für was?
    Wär ich so moralisch verpolt, wie meine letzte Chefin, hätt ich einfach draufgekloppt und Leute gefeuert, und hätte heute immer noch nen gut bezahlten Job.

    Wenn mal jmd fragt, was mich radikalisiert hat… dieses.

    • aaaaaaaaargh@feddit.org
      link
      fedilink
      arrow-up
      9
      ·
      11 hours ago

      Ich fühle das sehr. Bei mir war es damals eine ähnliche Situation, in der der Chef wollte, dass wir (die Belegschaft der Entwickler) einen sittenwidrigen Vertrag unterschreiben. Ich hab damals aufgeklärt und die Drangsalierungen der Chefetage hart gekontert, woraufhin es jede Menge böser Gespräche hagelte.

      Leider stellte sich heraus, dass die Kollegen zu feige und unaufrichtig waren, hinter ihrer Entscheidung stehen zu bleiben. Daraufhin hab ich angefangen, die Strukturen zu trollen und bin schlussendlich selbst gegangen.

      Es ist nicht ganz das gleiche im Ablauf wie bei dir, aber ich glaube, die Gefühle waren teils die selben.

    • fantasty@programming.dev
      link
      fedilink
      arrow-up
      12
      ·
      18 hours ago

      Das kenne ich. War Tech Lead in einer von den Firmen die ihr alle kennt und habe auch irgendwann ein mangelhaftes Performance-Rating bekommen weil ich mich geweigert habe mehr Arbeit aus meinen Teammitgliedern rauszuquetschen. Das wurde mir dann als mangelnde Durchetzungsfähigkeit ausgelegt. Für mich ist es glücklicherweise gut ausgegangen, habe danach eine viel bessere Stelle gefunden.

      Ich muss aber auch sagen, dass es mir die Teammitglieder jetzt auch nicht wirklich gedankt haben oder so. Ich habe das natürlich auch nicht für die Anerkennung gemacht, aber leider wird man dafür auch nicht belohnt außer dass man weiß, dass man für die eigenen Werte gestanden hat.

    • cows_are_underrated@feddit.org
      link
      fedilink
      arrow-up
      20
      ·
      20 hours ago

      Das ist halt leider auch eine Perspektive die man nicht so oft hört. Die die es gut meinen werden meistens abgesägt oder bekommen selber einen Burnout. Es ist halt einfach wie in Brechts “Der gute Mensch von Sezuan” (ein verdammt gutes Drama wenn man die message versteht). Im Kapitalismus ist einfach kein Platz für (unbegrenzte) Gutherzigkeit

    • smokeysnilas@feddit.org
      link
      fedilink
      Deutsch
      arrow-up
      9
      ·
      20 hours ago

      Tut mir leid was dir passiert ist und vielen Dank für deinen Einsatz und die Aufrichtigkeit! Ich kann den Frust verstehen. Ich glaube es lohnt sich doch immer für die Menschen und für die persönliche Integrität einzustehen. Auch wenn man sich davon am Ende nichts kaufen kann, umsonst war es deswegen nicht. Und ein gut bezahlter Job aber in einer absolut toxischen Umgebung hört sich jetzt auch nicht nach einer echten Bereicherung an die es wert ist ihr nachzutrauern.

      Und wenn du erstmal auf ALG gehen musst ist das auch keine Schande, du hast in die Versicherung eingezahlt und der Anspruch steht dir dann auch zu. Ich war selber auch mal in der Situation und für mich war es nicht nur eine schlechte Erfahrung. Zeit zu haben hat auch was Gutes. (Leider kann man vom Amt allerdings keine Hilfe oder sonst irgendeinen konstruktiven Austausch erwarten).