Jetzt bringt die SPD das also ins Gespräch. Vor kurzem, als sie noch größte Regierungspartei war und sogar den Gesundheitsminister gestellt hat, war das kein Thema.
Klärt mich bitte auf, wenn ich falsch liege, aber macht das die GKV nicht noch unattraktiver für gutverdienende? Wäre eine sinnvolle Maßnahme nicht eher, die PKV einfach mal abzuschaffen und alle in das System einzahlen zu lassen?
“Noch unattraktiver” ist gut. Im Alter wollen die Leute oft auf einmal wieder in die GKV zurück, weil ihre tollen Privatversicherungen dann teuer werden.
Aber ja, im Prinzip muss auch die Flucht aus dem Solidarsystem beendet werden. PKV sollte nur als reine Zusatzversicherung existieren dürfen.
Der Beitragsanstieg bei PKV ist geringer als bei GKV, weil erstere einen Teil der Beiträge fürs alter zurücklegen. PKV ist nur teurer, wenn man sich dort neu versichert, wenn man schon alt ist, wenn man jung in die PKV kommt, ist es die Ganze Zeit über günstiger.
Liest sich hier anders.
Es gibt doch auch nicht ohne Grund eine Menge Stories von Leuten, die im Alter zurück wechseln wollen (und sogar Beratungswebsites, wie man das hinbekommt).
Der Beitragsanstieg bei PKV ist geringer als bei GKV, weil erstere einen Teil der Beiträge fürs alter zurücklegen.
Das ergibt keinen Sinn. Es gibt in der GKV keinen altersbedingten Beitragsanstieg.
Wenn man eine PKV abschließt unterschreibt man einen Vertrag, da steht drin: Beitragsanstiege gibt es nur wegen neuen Technologien oder längerer Lebensdauer.
Es gibt keinen Anstieg, weil man älter geworden ist, die Beiträge steigen für alle Versicherten mit der Zeit um den gleichen Prozentsatz. Die PKV Beiträge sind allerdings höher, je älter man zu dem Zeitpunkt ist, wenn man den Vertrag abschließt. Der Grund ist, dass ein Teil der Beiträge in jungen Jahren zurückgelegt wird, was bei der GKV ja leider nicht der Fall ist.
In der GKV ist der Beitrag in den letzten 20 Jahren um 86% gestiegen, in der PKV um 74%.
Alte Leute, die wechseln: der PKV Beitrag ist einkommensunabhängig, das heißt er geht nicht runter, wenn man aufhört zu arbeiten. Wenn alte Menschen immernoch Beitragsbemessungsgrenze verdienen, ist die PKV immer noch günstiger, wenn man jung gewechselt ist.
Wieso nicht beides?
Beitragsbemessungsgrenzen gehören abgeschafft, so einfach.
Beitragsbemessungsgrenzen bei KK sind asozial und es ist lächerlich, wie weit weg wir politisch gesehen von deren Abschaffung sind. Noch lächerlicher ist es, dass das Prinzip, dass man für die KK einen Prozentsatz auf sein Einkommen zahlt, ja schon hat. Und plötzlich, ab einem Einkommen von 5500€, endet dieses Prinzip. Und nach unten endet dieses Prinzip genau so asozial: wenn man “freiwillig” versichert ist, zahlt man unterhalb eines Einkommens von 1250€ plötzlich nicht mehr im Verhältnis zum Einkommen, sondern genau so viel, als würde man 1250€ verdienen.
Ich kann dieser Argumentation folgen. Wenn man den Beitrag jedoch als Solidarprinzip in reingorm betrachtet, wäre eine Abschaffung der Gesetzl. Krankenkasse der richtige Ansatz.
Eine steuerfinanzierte Gesundheitsleistung für alle wäre in diesem Fall der Ersatz. Die Strukturen existieren ja bereits. Man könnte die Beihilfe und dessen Organisation als Bürgerkrankenabsicherung ausbauen. Jeder erhält so die im Leistungkatalog definierte Mindestleistung. Wer mehr Leistung möchte, kann das über priv. Zusatzversicherungen finanzieren. Einen eigenen Krankenkassenbeitrag würde es jedoch nicht mehr benötigen. Eventuell jedoch eine Erhöhung der Einkommens-, Kapitalertrags-, Tabak-, … -steuer.
Jeder erhält so die im Leistungkatalog definierte Mindestleistung. Wer mehr Leistung möchte, kann das über priv. Zusatzversicherungen finanzieren.
Nein, keine “Mindestens-” oder “Zusatzleistungen”. Das führt nur weiter dazu, dass weniger vermögende Menschen schlechteren Zugang zum Gesundheitssystem haben als vermögendere Menschen.
Ich als Privatversicherter bin auch eher für Abschaffung als für Anhebung. Und die Beamten könnte man auch mit reinnehmen – im Gegensatz zu den Pensionen (die sich aus meiner Sicht nicht einfach in die Rentenkasse überführen lassen) sehe ich da kein Problem.
Private Krankenversicherungen gehören ebenso abgeschafft.
Alle zahlen in ein System, so müsste es laufen.
So und nicht anders! Gesundheit sollte nichts, aber auch gar nichts mit dem eigenen Wohlstand zu tun haben dürfen. Eine gesetzliche Krankenkasse, die Leistungen auf annäherndem Privatniveau abdeckt, würde private (Zusatz-)versicherungen überflüssig machen.
Ich denke zwar auch, dass eine Bürgerversicherung ist der richtige Weg ist. Gesundheit wird jedoch trotzdem eine Abhängigkeit zum eigenen Wohlstand haben.
Das fängt bei einer größeren Auswahl zu gesunden Ernährung an und endet bei der Möglichkeit gefährliche Tätigkeiten als Auftragsleistung erledigen zu lassen.
Eine gesetzliche Krankenkasse, die Leistungen auf annäherndem Privatniveau abdeckt, würde private (Zusatz-)versicherungen überflüssig machen.
Eine und zwar genau eine. Niemand braucht den vielfach redundanten Verwaltungswasserkopf inklusive obszön überbezahltem Management der zig verschiedenen Krankenkassen.
Zumindest als reine Alternative zu den gesetzlichen, als optionale Erweiterung bzw. Zusatzversicherung habe ich da auch kein Problem. Allerdings fraglich, ob sich das überhaupt noch lohnen würde
Dieser Zusatzversicherungskram ist doch auch Beschiss. Wir sollten allen Menschen die bestmögliches Gesundheitsversorgung ermöglichen.
Begriffe wie “ausreichend” und “bestmöglich” sind nicht eindeutig. Sie werden von jeder Person selbst gewertet. Der eine fühlt sich nach der Einnahme von Zuckerkugeln besser und zählt diese bis zum Nachweis eines Schadens zur bestmöglichen Gedundheitsleistung. Ein anderer fordert einen wissenschaftlichen Nachweis um dies zu einer Gedundheitdleistung zu zählen.
Sobald ein System den Leistungsempfänger und den Finanzierenden trennt, wird eine Definition notwendig. Wieso sollte man Menschen einschränken sich gegen irgendetwas zu versichern?
Doch auch wenn es eindeutig wäre, müssten wir von einer Unterfinanzierung ausgehen, was eine Abwägung dee Maßnahme zum Nutzen und Erreichbaren zu Folge hat. Alternativ würde für alle die Versorgungsleistung sinken.
Der eine fühlt sich nach der Einnahme von Zuckerkugeln besser und zählt diese bis zum Nachweis eines Schadens zur bestmöglichen Gedundheitsleistung. Ein anderer fordert einen wissenschaftlichen Nachweis um dies zu einer Gedundheitdleistung zu zählen.
Jetzt lass uns bitte nicht so tun, als wäre eine Laienmeinung und evidenzbasierte Forschung auch nur ansatzweise gleichwertig.
Was eine notwendige Behandlung ist, entscheiden Ärzte*innen im Einzelfall. Natürlich kann man einen Katalog schreiben, welche Behandlungen zugelassen werden und ggf Möglichkeiten für Ausnahmesituationen definieren, aber das ist eine andere Diskussion (die ich mangels Fachkenntnis auch nicht führen könnte).
Was eine notwendige Behandlung ist, entscheiden Ärzte*innen im Einzelfall
Und da liegt die Krux, die der Vorposter angesprochen hat: zwischen “notwendig” und “bestmöglich” klafft eine nicht definierte und wahrscheinlich auch nicht definierbare Lücke.
Jetzt lass uns bitte nicht so tun, als wäre eine Laienmeinung und evidenzbasierte Forschung auch nur ansatzweise gleichwertig.
Es sollte keine Gleichwertigkeit herstellen, sondern die breite der unterschiedlichen Auffassungen darstellen.
Natürlich kann man einen Katalog schreiben, welche Behandlungen zugelassen werden und ggf Möglichkeiten für Ausnahmesituationen definieren,…
Der Katalog existiert schon. Allerdings als Leistungskatalog, den alle Krankenkassen anbieten müssen.
Wieso sollte man jedoch verbieten eine zusätzliche Versicherung anzubieten, die einem die Kosten für Zuckerkugeln erstattet? Sofern das Geschäftsmodell nicht defizitiär oder unlauter ist, sehe ich kein Problem darin. Durch den Leistungskatalog ist die bestmögliche Gesundheitsversorgung durch Experten ja bereits festgelegt.
Ein Gesundheitssystem kann nun mal nicht jedem eine Chefarztbehandlung zukommen lassen (von der Sinnhaftigkeit einmal abgesehen, aber als Beispielleistung). Dafür sind die Kapazitäten schlicht nicht da, nicht jeder behandelnde Arzt ist Chefarzt. Ich stehe es mir allerdings schwierig vor, verbieten zu wollen, diese Leistung dann gegen Zahlung anzubieten. Und während etwas ist, was jedem Menschen zusteht, geht nicht jeder Mensch gleich damit um. Zwangsläufig stellt sich die Frage: inwiefern soll die Solidargemeinschaft Fälle unterstützen, die einfach zum Teil auch selbst herbeigeführt sind? Muss ich als sportlicher, Veganer Nichtraucher wirklich die Kuren derer bezahlen, die so lange hat nichts auf ihre Gesundheit geben, bis sie sie verlässt?
Wenn eine Person dann eine Zusatzversicherung abschließt, um diese Leistungen ggf. abrufen zu können, sehe ich daran nichts verwerfliches; aber die Leistungen eines Gesundheitssystems haben einfach Grenzen, nämlich durch die Leistungen ihrer Versicherten.
Chefarztbehandlung
Schönes Beispiel, weil braucht kein Schwanz. Kann man abschaffen. Tatsächlich sind Chefärzte im Regelfall nicht einmal unbedingt behandelnde Ärzte. Ich wüsste auch nicht, warum Krankenhäuser Chefarztbehandlungen anbieten sollten.
Zwangsläufig stellt sich die Frage: inwiefern soll die Solidargemeinschaft Fälle unterstützen, die einfach zum Teil auch selbst herbeigeführt sind? Muss ich als sportlicher, Veganer Nichtraucher wirklich die Kuren derer bezahlen, die so lange hat nichts auf ihre Gesundheit geben, bis sie sie verlässt?
Ja.
Wenn eine Person dann eine Zusatzversicherung abschließt, um diese Leistungen ggf. abrufen zu können, sehe ich daran nichts verwerfliches; aber die Leistungen eines Gesundheitssystems haben einfach Grenzen, nämlich durch die Leistungen ihrer Versicherten
Das führt aber dazu, dass jetzt schon viele wichtige und notwendige Leistungen selbst bezahlt werden müssen oder es einen horrenden Eigenanteil gibt, bei Zahnersatz oder Brillen zum Beispiel. Und das darf nicht sein. Deswegen Zusatzversicherungen abschaffen. Keine oder nur noch Einzelzimmer in Krankenhäusern, Chefarztvisite, wenn der Chefarzt in der Rotation dran ist, Zahnersatz, wenn nötig und dann einen guten und nicht den billigsten zugelassenen Kram, aber keinen vergoldeten Luxuskram.
Da gibt es sicherlich viele Details, über die man streiten kann, aber ich denke, der Grundgedanke sollte rüberkommen. Gesundheitsfür- und Vorsorge sollte jedem Menschen gleichermaßen zur Verfügung stehen und nach Bedarf statt Portemonnaie ermöglicht werden.Das führt aber dazu, dass jetzt schon viele wichtige und notwendige Leistungen selbst bezahlt werden müssen oder es einen horrenden Eigenanteil gibt, bei Zahnersatz oder Brillen zum Beispiel. Und das darf nicht sein. Deswegen Zusatzversicherungen abschaffen. Keine oder nur noch Einzelzimmer in Krankenhäusern, Chefarztvisite, wenn der Chefarzt in der Rotation dran ist, Zahnersatz, wenn nötig und dann einen guten und nicht den billigsten zugelassenen Kram, aber keinen vergoldeten Luxuskram.
Ja, ich finde es auch eine Unart bei den von dir genannten Beispielen. Die wollte ich auch nicht gemeint wissen, deshalb Dinge wie Chefarztbehandlung. Auch ich finde das unnötig – aber wenn eine Klinik damit Geld verdienen kann, dann wird sie es auch anbieten; der Staat hätte die Möglichkeit, selber Kliniken zu betreiben, in der es keine solchen Leistungen gegen Aufpreis gibt – leider hat er das oftmals aus der Hand gegeben…
Leider hat die CDU schon ihr Veto eingelegt “blablabla die Leute müssen stattdessen entlastet werden indem das System effizienter wird blablabla”
Es wäre ja schonmal ein Anfang wenn Reiche den gleichen Prozentsatz ihres Einkommens in die KK zahlen müssen wie Arme, für diese Fairness müsste man nicht mal mit dadurch möglich werdende Entlastungen argumentieren. Und das wurde ja nicht mal gefordert
Ganz falsch ist es ja nicht. Wir haben bei der Krankenversicherung kein Einnahmen- sondern ein Ausgabenproblem.
Wir zahlen jetzt bereits mehr als je ein.
Gesundheit kostet Geld. Unser Gesundheitssystem ist jetzt schon kaputtgespart bis zum gehtnichtmehr (teilweise wortwörtlich), wo willst du noch mehr einsparen? Bei ein paar Firmenchefs und Aufsichtsratsvorsitzenden, sicher, sollte man sowieso. Aber ich bezweifle, dass das das Defizit ausgleichen könnte.
Ewig gibt einfach ein paar Dinge, die können nicht kostendeckend (oder gar gewinnbringend) betrieben werden, wenn alle gleichermaßen daran teilhaben können sollen. Gesundheit gehört dazu.
Ab einem bestimmten Einkommen wirst du mit privat KV Angeboten zugemüllt. Hauptargument: billiger als GKV.
So lange das System so funktioniert, kriegst du da keine Fairness rein…
Mein Stiefvater hat fast sein ganzes Berufsleben lang in eine PKV eingezahlt (Scheinselbständigkeit). Richtung Rente wurden die Beiträge so hoch, dass fast sein ganzes Einkommen da reingeflossen ist. Jetzt im Rentenalter hat ers geschafft so wenig zu haben, dass ihn die gesetzliche wieder aufnehmen musste. In dem Zeitraum ist er dann auch ernsthaft erkrankt. Die Kosten dafür mussten dann aber quasi andere gesetzlich Versicherte bezahlen, weil er ja nur in seine PKV eingezahlt hatte.
Das ganze System ist Mist. GKV für alle und über die privaten ggf noch Zusatzleistungen abdecken fände ich sinnvoller und dann würde eine Beitragsanpassung auch zu etwas führen.
Vielleicht müsste man übergangsweise auch diese Preisstruktur bekämpfen, mit denen die PKVen junge Leute anlocken, denen dann im Alter die Beiträge über den Kopf wachsen.
Sprich, z.B. regulieren, dass die PKV Beitragserhöhungen in laufenden Verträgen nur in dem Maß durchführen darf, wie die GKV das auch tut, und das vor allen Dingen nicht altersbedingt o.ä… Das würde erzwingen, dass dort in jungen Jahren realistischere, sprich höhere Beiträge genommen werden.