In Deutschland stehen rund zwei Millionen Wohnungen leer. Fast genauso viele fehlen als bezahlbarer Wohnraum. Viele Hausbesitzer wollen nicht mehr vermieten – auch wegen schlechter Erfahrungen. Was läuft falsch am Wohnungsmarkt?
Das benannte Problem ist in jedem Fall ein reales. Habe schon häufig gehört, dass Wohnungen nicht aus Renditegründen leer stehen, sondern weil die Besitzer Angst haben. Vor lauten Mietern, vor schlechter Behandlung der Wohnung, vor Mietnomaden, die nicht zahlen etc. Insbesondere, wenn die Vermieter selbst in der Immobilie wohnen.
Ggf. wäre es eine Option, insbesondere bei Wohnungen im unteren Preissegment, wenn der Staat als Treuhänder zwischen den Parteien stünde. Der Staat mietet die Wohnung zu günstigen Konditionen (z.B. 80% des üblichen Preises) an, als Mieter zahlt man den vollen Preis und die Spanne von 20% kann der Staat nutzen, um säumige Zahlungen, Schäden an den Immobilien etc. zu regulieren. Dann wäre zumindest das finanzielle Risiko für Vermieter weitgehend gelöst.
Mit etwaigen Überschüssen könnte der Staat den Kauf oder Neubau von weiteren Immobilien finanzieren, die so dem privaten Markt entzogen werden könnten. Über längere Zeit könnte der Staat dadurch auch einen gewissen Einfluss auf die ortsüblichen Mieten nehmen.
Halt ich absolut nichts von. Mein erster Impulsgedanke war “dann renovieren die Vermieter ihre Bruchbuden bald auf Staatskosten”.
Wenn Vermieter das finanzielle Risiko scheuen, dann sollten Sie vielleicht keine Vermieter sein. Aber klar, lass uns auch Wohnraum - ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis - zum komplett risikolosen Anlageobjekte machen.
Magst du erläutern, wie ein Vermieter in dem Konstrukt auf Staatskosten Bruchbuden renovieren kann? Ich sehe die Rolle des Staates hier ähnlich wie die eines Versicherers. Wenn der Zustand der Wohnung zu Mietbeginn dokumentiert wird und ein Schaden Auftritt, würde der Staat diesen dem Vermieter gegenüber erstmal regulieren, sich dann aber vom Mieter zurückholen, wenn dieser greifbar ist. Wenn Mieter und Vermieter gemeinsame Sache machen, ist das Versicherungsbetrug und strafbar.
Wenn Vermieter das finanzielle Risiko scheuen, dann sollten Sie vielleicht keine Vermieter sein.
Ich finde hier muss man unterscheiden zwischen institutionellen Akteuren und kleinen Vermietern. Für einen riesigen Konzern mit hunderten oder tausenden von Wohneinheiten sind ein paar Mietnomaden vielleicht ärgerlich, aber im Endeffekt nur ein kleiner Faktor in der Gesamtstatistik.
Für Tante Erna, die die Einliegerwohnung im eigenen Haus vermietet, ist die Chance an einen schlechten Mieter zu geraten ähnlich, im Schadensfall ist das Ergebnis aber unter Umständen ruinös, da sie nur diese eine Immobilie besitzt.
Ohne eine Art von Versicherung ist das persönliche Risiko für kleine Vermieter signifikant höher als für große. Umgekehrt würden insbesondere diese kleinen Vermieter von einer Treuhänderschaft des Staates profitieren. So würde sich womöglich der ein oder andere dazu bereiterklären, eine leerstehende Immobilie doch zu vermieten.
Die gleichen windigen Vermieter die jetzt schon Bruchbuden zu Fantasiepreisen vermieten können (weil das Amt zahlt) finden sicherlich auch ein paar Freiwillige die Wohnungen kaputtwohnen, und dann nicht mehr auffindbar sind, sodass der Staat treuhänderisch auf der Rechnung sitzen bleibt.
Und so wie eigentlich alle privatwirtschaftlichen Versicherungen so ihre liebe Not mit Versicherungsbetrug haben, und unsere Ämter und Behörden jetzt schon ihren Aufgaben nicht gewachsen sind, habe ich kein Vertrauen, dass der Staat sich da besser zu wehren wüsste.
Und wenn wir das auf Unternehmen beschränken, um die Einliegerwohnungs-vermietende Oma zu schützen, wird sich eine flourierende Industrie darum bilden einzelne Wohnungen für kurze Zeit aus Firmeneigentum zu lösen und später renoviert wieder einzugliedern.
Schöne Idee, aber ich sehe da viel zu viel Missbrauchspotenzial.
Nachtrag:
Vonovia und Co, mit ihren firmeneigenen Hausmeister/Handwerker/Dienstleister-Konstrukten reiben sich such schon die Hände dem Staat als Schadensregulierer Rechnungen schreiben zu dürfen.
Guter Vorschlag, so auf den ersten Blick.
Wie im Berliner Modell kostet das Ganze die Stadt de facto nichts, außer die Anwendung bestehender Gesetze. Unser Grundgesetz Artikel 15 liefert bereits den Rahmen dafür (siehe meinen Post zu Sabine Nussers Expertise von eben). Wenn das in Berlin funktioniert, sollten Bürger:innen das bundesweit einfordern.
Es müsste gar nicht der aktuelle Wert entschädigt werden, weil der ja eben durch die Immobilienblase verfälscht ist. Diejenigen, die fahrlässig anderen etwas vorenthalten, würden auf den Boden unserer Verfassung zurück befördert. Denn: Eigentum verpflichtet!
Man kann eine Wohnung auch einfach verkaufen und das Geld in ETFs oder so investieren. Da hat man weniger Arbeit mit und es bringt mehr Rendite als eine leere Wohnung.
Ich würde behaupten, dass es vielen privaten Immobilienbesitzern, die ihre Objekte leerstehenden lassen, eben gar nicht so sehr um Rendite geht. Da will man das Haus für die Kinder oder Enkel aufheben, oder wenn man im Alter mal ins Erdgeschoss ziehen will, will keinen Lärm durch Getrampel/Musik oder oder…
Wenn man jetzt vermietet oder gar verkauft, so hat man eben einen gewissen Kontrollverlust. Da kommt jemand her, den man nicht kennt und von dem man nicht weiß, wie der Umgang sein wird. Die Leute haben oft irgendwelche Horrorszenarien im Kopf, von Mietern, die im Wohnzimmer den Grill anwerfen oder Messies, die Ungeziefer anziehen oder sonst was.
Ich sage nicht, dass diese Leute objektiv Recht mit ihren Ängsten haben, aber mit Angst und Objektivität ist es eben so eine Sache. Wenn da der Staat käme und sagt für diese Fälle werde ich einspringen, dann würde das denke ich zumindest in machen Fällen dazu führen, dass die subjektive Ängste abnehmen und aktuell leerstehende Objekte wieder auf den Markt kämen.
Ich sage nicht, dass diese Leute objektiv Recht mit ihren Ängsten haben, aber mit Angst und Objektivität ist es eben so eine Sache.
So auch bei meinen Eltern. Von meiner Mutter hört man sonst quasi null fremdenfeindliches oder Vorurteile, aber wenn sie wieder einen neuen Mieter für eine der beiden Wohnungen suchen, dann malt sie sich immer Sachen aus über Ausländer die laute Feste feiern, oder Menschen die psychisch krank wirken, Alleinstehende denen die Wohnung viel zu groß ist, oder eben Eltern mit Kindern die die Wände vollmalen. 🤷
Ich schiebe das weniger auf Angst als auf den “Personalereffekt” (Trademark: Ich). Du hast nur ein paar Eckdaten auf dem Papier und einen kurzen persönlichen Eindruck und sollst dir dann eine objektive Meinung bilden und eine Entscheidung treffen, die ggf. nur anstrengend wieder umzukehren ist. Und dann interpretierst du halt absurd viel in diese paar Variablen hinein, die du hast anstatt dir einzugestehen, dass du auch einfach per Zufall auswählen könntest. Und aufgrund verschiedener Biases werden sich diese Vorurteile dann weiter festigen. Wer schon mal Personaler aus dem Nähkästchen hat plaudern hören (also auf welcher Basis sie tatsächlich ihre Entscheidungen fällen, nicht die, die sie vorgeben), der weiß was ich meine. “Er hat zwei mal in kurzer Zeit aus dem Glas getrunken, das bedeutet er ist generell sehr nervös und spricht vermutlich ansonsten nicht viel mit Menschen, was heißt er ist bestimmt drogensüchtig und kriminell, also den können wir nicht einstellen.”
Das benannte Problem ist in jedem Fall ein reales. Habe schon häufig gehört, dass Wohnungen nicht aus Renditegründen leer stehen, sondern weil die Besitzer Angst haben. Vor lauten Mietern, vor schlechter Behandlung der Wohnung, vor Mietnomaden, die nicht zahlen etc. Insbesondere, wenn die Vermieter selbst in der Immobilie wohnen.
Ggf. wäre es eine Option, insbesondere bei Wohnungen im unteren Preissegment, wenn der Staat als Treuhänder zwischen den Parteien stünde. Der Staat mietet die Wohnung zu günstigen Konditionen (z.B. 80% des üblichen Preises) an, als Mieter zahlt man den vollen Preis und die Spanne von 20% kann der Staat nutzen, um säumige Zahlungen, Schäden an den Immobilien etc. zu regulieren. Dann wäre zumindest das finanzielle Risiko für Vermieter weitgehend gelöst.
Mit etwaigen Überschüssen könnte der Staat den Kauf oder Neubau von weiteren Immobilien finanzieren, die so dem privaten Markt entzogen werden könnten. Über längere Zeit könnte der Staat dadurch auch einen gewissen Einfluss auf die ortsüblichen Mieten nehmen.
Halt ich absolut nichts von. Mein erster Impulsgedanke war “dann renovieren die Vermieter ihre Bruchbuden bald auf Staatskosten”.
Wenn Vermieter das finanzielle Risiko scheuen, dann sollten Sie vielleicht keine Vermieter sein. Aber klar, lass uns auch Wohnraum - ein lebensnotwendiges Grundbedürfnis - zum komplett risikolosen Anlageobjekte machen.
Bin eh der Meinung, dass privater Grundbesitz sehr stark eingeschränkt werden sollte.
Der Meinung darfst du sein… aber dann bleibt deine politische Blase halt unbedeutend.
Magst du erläutern, wie ein Vermieter in dem Konstrukt auf Staatskosten Bruchbuden renovieren kann? Ich sehe die Rolle des Staates hier ähnlich wie die eines Versicherers. Wenn der Zustand der Wohnung zu Mietbeginn dokumentiert wird und ein Schaden Auftritt, würde der Staat diesen dem Vermieter gegenüber erstmal regulieren, sich dann aber vom Mieter zurückholen, wenn dieser greifbar ist. Wenn Mieter und Vermieter gemeinsame Sache machen, ist das Versicherungsbetrug und strafbar.
Ich finde hier muss man unterscheiden zwischen institutionellen Akteuren und kleinen Vermietern. Für einen riesigen Konzern mit hunderten oder tausenden von Wohneinheiten sind ein paar Mietnomaden vielleicht ärgerlich, aber im Endeffekt nur ein kleiner Faktor in der Gesamtstatistik.
Für Tante Erna, die die Einliegerwohnung im eigenen Haus vermietet, ist die Chance an einen schlechten Mieter zu geraten ähnlich, im Schadensfall ist das Ergebnis aber unter Umständen ruinös, da sie nur diese eine Immobilie besitzt.
Ohne eine Art von Versicherung ist das persönliche Risiko für kleine Vermieter signifikant höher als für große. Umgekehrt würden insbesondere diese kleinen Vermieter von einer Treuhänderschaft des Staates profitieren. So würde sich womöglich der ein oder andere dazu bereiterklären, eine leerstehende Immobilie doch zu vermieten.
Die gleichen windigen Vermieter die jetzt schon Bruchbuden zu Fantasiepreisen vermieten können (weil das Amt zahlt) finden sicherlich auch ein paar Freiwillige die Wohnungen kaputtwohnen, und dann nicht mehr auffindbar sind, sodass der Staat treuhänderisch auf der Rechnung sitzen bleibt.
Und so wie eigentlich alle privatwirtschaftlichen Versicherungen so ihre liebe Not mit Versicherungsbetrug haben, und unsere Ämter und Behörden jetzt schon ihren Aufgaben nicht gewachsen sind, habe ich kein Vertrauen, dass der Staat sich da besser zu wehren wüsste.
Und wenn wir das auf Unternehmen beschränken, um die Einliegerwohnungs-vermietende Oma zu schützen, wird sich eine flourierende Industrie darum bilden einzelne Wohnungen für kurze Zeit aus Firmeneigentum zu lösen und später renoviert wieder einzugliedern.
Schöne Idee, aber ich sehe da viel zu viel Missbrauchspotenzial.
Nachtrag: Vonovia und Co, mit ihren firmeneigenen Hausmeister/Handwerker/Dienstleister-Konstrukten reiben sich such schon die Hände dem Staat als Schadensregulierer Rechnungen schreiben zu dürfen.
Guter Vorschlag, so auf den ersten Blick.
Wie im Berliner Modell kostet das Ganze die Stadt de facto nichts, außer die Anwendung bestehender Gesetze. Unser Grundgesetz Artikel 15 liefert bereits den Rahmen dafür (siehe meinen Post zu Sabine Nussers Expertise von eben). Wenn das in Berlin funktioniert, sollten Bürger:innen das bundesweit einfordern.
Es müsste gar nicht der aktuelle Wert entschädigt werden, weil der ja eben durch die Immobilienblase verfälscht ist. Diejenigen, die fahrlässig anderen etwas vorenthalten, würden auf den Boden unserer Verfassung zurück befördert. Denn: Eigentum verpflichtet!
Wie nennen wir die Institution? Treuhand?
Man kann eine Wohnung auch einfach verkaufen und das Geld in ETFs oder so investieren. Da hat man weniger Arbeit mit und es bringt mehr Rendite als eine leere Wohnung.
Ich würde behaupten, dass es vielen privaten Immobilienbesitzern, die ihre Objekte leerstehenden lassen, eben gar nicht so sehr um Rendite geht. Da will man das Haus für die Kinder oder Enkel aufheben, oder wenn man im Alter mal ins Erdgeschoss ziehen will, will keinen Lärm durch Getrampel/Musik oder oder…
Wenn man jetzt vermietet oder gar verkauft, so hat man eben einen gewissen Kontrollverlust. Da kommt jemand her, den man nicht kennt und von dem man nicht weiß, wie der Umgang sein wird. Die Leute haben oft irgendwelche Horrorszenarien im Kopf, von Mietern, die im Wohnzimmer den Grill anwerfen oder Messies, die Ungeziefer anziehen oder sonst was.
Ich sage nicht, dass diese Leute objektiv Recht mit ihren Ängsten haben, aber mit Angst und Objektivität ist es eben so eine Sache. Wenn da der Staat käme und sagt für diese Fälle werde ich einspringen, dann würde das denke ich zumindest in machen Fällen dazu führen, dass die subjektive Ängste abnehmen und aktuell leerstehende Objekte wieder auf den Markt kämen.
So auch bei meinen Eltern. Von meiner Mutter hört man sonst quasi null fremdenfeindliches oder Vorurteile, aber wenn sie wieder einen neuen Mieter für eine der beiden Wohnungen suchen, dann malt sie sich immer Sachen aus über Ausländer die laute Feste feiern, oder Menschen die psychisch krank wirken, Alleinstehende denen die Wohnung viel zu groß ist, oder eben Eltern mit Kindern die die Wände vollmalen. 🤷
Ich schiebe das weniger auf Angst als auf den “Personalereffekt” (Trademark: Ich). Du hast nur ein paar Eckdaten auf dem Papier und einen kurzen persönlichen Eindruck und sollst dir dann eine objektive Meinung bilden und eine Entscheidung treffen, die ggf. nur anstrengend wieder umzukehren ist. Und dann interpretierst du halt absurd viel in diese paar Variablen hinein, die du hast anstatt dir einzugestehen, dass du auch einfach per Zufall auswählen könntest. Und aufgrund verschiedener Biases werden sich diese Vorurteile dann weiter festigen. Wer schon mal Personaler aus dem Nähkästchen hat plaudern hören (also auf welcher Basis sie tatsächlich ihre Entscheidungen fällen, nicht die, die sie vorgeben), der weiß was ich meine. “Er hat zwei mal in kurzer Zeit aus dem Glas getrunken, das bedeutet er ist generell sehr nervös und spricht vermutlich ansonsten nicht viel mit Menschen, was heißt er ist bestimmt drogensüchtig und kriminell, also den können wir nicht einstellen.”