Eben noch in nem anderen Thread die Frage gelesen was denn wäre wenn am Warntag wirklich was passiert.
Die Sirene war aber so kurz, dass ich vermute dass das nur ein Fehler war.
Das war die Entwarnung.
ich habe nie ne Entwarnung bekommen lol
Sollte nicht um 11:45 das Signal zur Entwarnung gegeben werden? Oder meinst du etwas anderes?
Das war das? Klang wie neuer Alarm.
Es war ein anderer Sirenenton als bei der Alarmierung.
Es war nur ein anderer Signalton, wenn die Sirenen dort das auch können.
Manche Leitstellen in Landkreisen, in denen die meisten vorhandenen Sirenen noch nicht wieder in der Lage sind, die Signale “Warnung der Bevölkerung” und “Entwarnung” auszulösen, meinen nämlich, aus unerfindlichen Gründen, dann stattdessen auf allen Sirenen manuell “Feueralarm” auslösen zu müssen, dass wenigstens irgendwas heult. Da kommt dann halt im Zweifel jeweils zur Warnung und zur Entwarnung das falsche Signal.
In meinem Fall war es der korrekte Ton. Und jetzt erinnere ich mich endlich auch den das letzte Mal gehört zu haben.
Hier ist immer eine Minute Entwarnung, dann ca 5 Minuten später für eine Minute der Warnton, dann wieder ca. 5 Minuten später für eine Minute die Entwarnung. Das war auch schon das Schema als früher noch monatlich getestet wurde.
Spannend dass in unserem sonst so normenversessenen Deutschland genau das wohl nicht normiert ist 😐
Das ist sehr wohl genormt, es gibt nur 16 verschiedene Landesnormen, die sich grob an einer davon leicht verschiedenen Bundesnorm orientieren. Im gesamten Bereich Bevölkerungsschutz ist das ein einziger Flickenteppich, denn der Bund hat 1993 die Verantwortung für den Katastrophenschutz an die Länder abgetreten, um Geld zu sparen. Die Länder haben die Verantwortung so weit es ging einfach an die Kommunen weitergereicht, um selbst auch zu sparen.
Die Warnung der Bevölkerung vor Gefahren hielt man 1993 für so unnötig, dass man das bundesweite Sirenennetz abgebaut hat, mit der Option, dass die Kommunen, die ihre Sirenen behalten wollten, die dem Bund abkaufen konnten. (Die Standleitungen, über die die vernetzt waren, mussten sie dann von der frisch privatisierten Post zu Wucherpreisen mieten, die wurden also relativ schnell abgeklemmt) Wer seine Sirenen nicht kaufen wollte, oder wem die zu teuer waren, hat es gelassen, deshalb gibt es heute vielerorts gar keine Sirenen mehr. Weil die meisten Kommunen die Sirenen hauptsächlich zur Alarmierung ihrer Feuerwehren nutzen wollten, können sehr viele davon bis heute nur das Signal “Feueralarm”, denn die Hersteller der Funk-Steuergeräte, auf die man umgerüstet hat, um die Kosten für die Standleitungen zu sparen, haben sich jedes auslösbare Signal vergolden lassen.
Ein größeres Umdenken hat erst nach der Katastrophe im Ahrtal stattgefunden (örtlich begrenzt wurde das in damals betroffenen Kommunen nach der Oderflut in den frühen 2000ern vorweggenommen) Jetzt haben wir die Situation, dass sich alle Kommunen in die Hosen scheißen, ihre Bevölkerung nicht warnen zu können, wenn was passiert, und Alle bestellen gleichzeitig neue Sirenensteuerungen und Sirenen. Nich zuletzt, weil Viele ein zeitlich begrenztes Förderprogramm des Bundes in Anspruch nehmen wollten. Die Hersteller kommen also mit dem Bauen nicht nach, und die wenigen Firmen, die die Technik installieren können und dürfen (Die Auslösung der Sirenen erfolgt heute nicht mehr, wie vor 1993 über Telefon-Standleitungen, sondern über BOS-Funk, das ist quasi Staatsgeheimnis, da darf nicht Jeder dran) sind auf Jahre ausgebucht.
Dazu kommt noch, dass sich die Verfügbarkeit mittel- bis langfristig brauchbarer Sirenensteuerungen durch die (vorsichtig ausgedrückt) chaotische Umstellung des BOS-Funks auf digitales TETRA zum Teil massiv verzögert hat. In den Bundesländern, die auch bei der Alarmierung auf TETRA setzen, mussten die Kommunen nämlich warten, bis endlich ein TETRA-Sirenensteuergerät entwickelt und zugelassen war. Zuerst hatte man nämlich den Anwendungsfall “Alarmierung” bei der Konzeption des TETRA-Netzes ganz vergessen. (Federführend bei der Auslegung des Netzes war die Polizei, die hat diesen Anwendungsfall nicht in der Form, wie die anderen BOS-Organisationen) Nachdem man den Fehler nach ein paar Jahren bemerkt und (für die Alarmierung von Personen) behoben hatte, hat man nochmal ein paar Jahre gebraucht, um zu merken, dass die Alarmierung auch das Auslösen von Sirenen beinhaltet. Dann wurden endlich TETRA-Sirenensteuerungen entwickelt.
Sprachlos 😣
Wenn die Bevölkerung wüsste, wie es um den Zivil- / Katastrophenschutz in Deutschland bestellt ist, wäre sie zu Recht beunruhigt.
Kann ich beantworten,hab das wirklich mal an einer Fortbildung das BBK befragt:
Beim lokalen Lagen ohne weitergehende Tragweite (aka “Großbrand, bitte halten Sie Fenster und Türen geschlossen”) wird ganz normal weiter gemacht. Dort wo es lokale Sirenen gibt,können die jeweiligen Verantwortlichen aber eine Entkopplung vom MoWas vornehmen, es wird aber nicht empfohlen.
Bei größeren Lagen die vor dem Probezeitraum beginnen würde der Wandertag regional (e.g. im jeweiligen Bundesland oder Regierungsbezirk) abgesagt - die Entscheidung trifft das jeweilige Führungs- und Lagezentrum des Innenministeriums des jeweiligen Landes in Zusammenarbeit mit dem GMLZ (Gemeinsame Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern am BBK).
Trifft die Lage während oder nach Beginn der Warnphase auf, würde ggf. auf die Entwarnung verzichtet (da ja “keine Gefahr” nicht mehr gegeben ist), und es wird regulär gewarnt - mit dem Hinweis,dass es sich hierbei um keine Warnung handelt. (Und zusätzlich würde man die Medien bitten hier umfassend zu informieren). Ggf.ist auch eine Wiederholung bestimmter Kanäle denkbar mit dem Hinweis,dass es sich um keine Übung handelt.
Mal abgesehen davon,dass wir damit die Bevölkerung sensibilisieren (gut) und einlullen es würde schon funktionieren (schlecht) ist das Warnwesen in DE aber bis heute strukturell die blanke Katastrophe. Warum?
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Wir haben bis heute kein flächendeckendes Sirenennetz - obwohl dringend wieder geboten. Das liegt nicht mal am Bund,der eigentlich großzügig gefördert hat sondern an den Gemeinden. Ich kenne Gemeinden die bei einem Terrain das 1:1 wie im Ahrtal aussieht geförderte (!) Sirenen ablehnten mit der Begründung das man ja die paar Euro Wartungskosten tragen müsse.(Und dann auf die Feuerwehr verwiesen hat…die nur entgeistert meinte "was meint ihr eigentlich was wir in so einer Situation machen? Und mit welchem Fahrzeug?)
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Außerhalb von NRW, SH und BB verfügen aus Kostengründen nir die Lagezentren der Innenministerien, deren Ausweichstandorte und manchmal noch einzelne Leitstellen die Möglichkeit überhaupt Warnungen einzuspielen. Das ist in Zeiten von hybriden Bedrohungen ein Problem, insbesondere da die Leitstellen von Feuerwehr und Rettungsdienst oft bescheiden gegen sowas gesichert sind. (Es hat aber Vorteile im Hinblick auf den nächsten Punkt.) Der Rest ist oft gar nicht oder nur per Web basiertem Zugang (Ausfallsicherheit,wer braucht das schon) angebunden.
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Es wird tlw. mit dem größten Mist an Meldungen gewarnt. Die sind textlich vollkommener Bullshit, sind tlw. auch vollkommen überbewertet und werden falsch benutzt als besseres Sprachrohr mancher Kreisverwaltung (bis hin zu Öffnungszeiten des Landratsamtes). Hauptgrund ist hier Föderalismus in der Form,dass niemand gesetzliche/Verordnungsvorgaben schaffen will falls es schief geht. Das sorgt für massive Warnmüdigkeit. Beispiele gefällig?
Oder hier als extreme Gefahr:
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Wir haben bis heute keine flächendeckende Überwachungsstruktur. Das sorgt häufig dafür,dass die Bevölkerungswarnung real erst spät im Einsatzablauf zu Tragen kommt, insbesondere wenn es wirklich große Lagen sind. Das heißt oftmals wenn die Lage soweit unter Kontrolle ist,dass der Stab hochgefahren ist (= sich X Beamte im Landratsamt oder Ministerium eingefunden haben) oder wenigstens die Einsatzleitung vor Ort vollständig ist. Das können aber schnell 60+X Minuten werden. Wir hatten früher mal die Struktur der Warnämter. Diese saßen ständig besetzt in Bunkern und haben neben der Zivilschutz-Warnung falls der Soviet doch kommt auch die Nebenaufgabe gehabt dahingehend die Lagen zu monitoren. Haben wir blöderweise halt abgeschafft weil zu teuer.
Beispiele gefällig?
Das ist ja wild. Und ich dachte, als mein Landkreis meinte, wegen eines Brandes in einem Sägewerk am Arsch der Welt mit Windrichtung in den Nachbarkreis nachts um 3 wegen der Geruchsbelästigung bis maximal ein Dorf weiter eine Warnung wegen extremer Gefahr für den ganzen Kreis loslassen zu müssen, wäre wild gewesen.
Ich glaube, dass die Leute, die die Systeme bedienen, oft einfach nicht wissen, was sie tun.
Haben wir blöderweise halt abgeschafft weil zu teuer.
Was 1993 passiert ist, ist eigentlich ein Verbrechen. Leider wurde dafür niemand zur Verantwortung gezogen und das wird auch nie passieren.
Ganz aktuell:
Badeverbot in einem 8ha großen See.
Wegen eines Badeverbots in einem https://warnung.bund.de/meldungen/biw.BIWAPP-90480_NGRjZTkwNzI3NzRkZTBmNA/Erhoehtes_BlaualgenVorkommen_Badeverbot_am_Dreiburgensee/
Oder auch gut: Ausfall der Gasversorgung.
Heute morgen war noch eine ausgefallene Bahnschranke drin.
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