• AntonMuster@discuss.tchncs.de
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    15 hours ago

    Die Gesellschaft sagt “Wer fleißig ist, dem gehts gut.”
    Das Selbstbild der Menschen sagt “Ich bin fleißig.”
    Wenn es den Leuten also nicht gut geht, folgt daraus eigentlich ganz automatisch, dass die harte Arbeit von wem anders abgeschöpft wird.
    So weit, so verständlich und auch richtig. Die Rechtspopulisten präsentieren dann aber eine einfache Lösung, die perfekt ins vorurteilsbehaftete Weltbild passt: Schuld sind [Minderheit], denn die sind ja bekanntermaßen faul und es geht ihnen trotzdem gut. Die Reichen hingegen sind bekanntermaßen fleißig und es geht ihnen gut. Somit sind für diese Leute die Reichen keine Feinde, sondern der Normalzustand. In der Realität ist es natürlich idR andersrum, aber das passt einfach nicht ins Jahrzehnte gehegte Weltbild.

    Die rechtsextremen Wähler wünschen sich natürlich keinen besseren Sozialstaat, denn in deren Weltbild stärkt der Sozialstaat die Umverteilung von den Fleißigen zu den Faulen. Ein besserer Sozialstaat entzieht aber trotzdem dem Rechtsextremismus den Boden, weil die Beschädigung des Selbstbilds “Ich bin fleißig, mir gehts gut” verringert wird. Wenn man dann noch rechtsextreme Weltbilder und Vorurteile bekämpft, hat der Populismus auch keine Nahrung mehr.
    Das Problem ist natürlich, dass die Menschen dann erkennen könnten, wer ihnen wirklich die Arbeitskraft abschöpft.

    • JoKi@feddit.org
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      12 hours ago

      Die rechtsextremen Wähler wünschen sich natürlich keinen besseren Sozialstaat, denn in deren Weltbild stärkt der Sozialstaat die Umverteilung von den Fleißigen zu den Faulen.

      Genau dieser Fehlschluss funktioniert leider viel zu gut. Es wird suggeriert, wenn der Staat nicht so viel unterstützt, wird es den Menschen automatisch besser gehen, weil das hart verdiente Geld ja nicht mehr als Steuern gezahlt werden muss. Welche Folgen es für die Wähler haben kann bleibt hingegen viel zu oft auf der Strecke. Meiner Meinung nach auch, weil die Medien hier nicht mehr aufklären sondern (aus Konkurrenz mit den sozialen Medien) viel zu sehr den populären Kontroversen hinterherlaufen. Natürlich kommt noch dazu, dass sich zu viele lieber den einfachen Antworten hinterherlaufen als die komplexe Realität zu betrachten. Ein gutes Beispiel ist da für mich das Versprechen beim Brexit, die EU-Beiträge eins zu eins in das Gesundheitswesen zu stecken. Klingt natürlich erstmal ziemlich pragmatisch, weil das Geld ja dann “übrig” ist. Die vielen Baustellen, die durch die Entscheidung aufgerissen werden, können von den Wählern aber nicht mehr überblickt werden.