Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fordert seit Längerem ein soziales Pflichtjahr für alle. Jetzt hat er seine Idee weiter präzisiert.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fordert seit Längerem ein soziales Pflichtjahr für alle. Jetzt hat er seine Idee weiter präzisiert.
Ich habe als aktives Mitglied der lokalen FFW schon jetzt keinen bock auf die ganzen alibi-Kamerad*innen, die nur beitreten weil sie sonst was anderes machen müssten.
Teilnahme auf Zwang (der Eltern) kenne ich schon aus der Jugendarbeit und bringt niemandem was.
@Dekkia @alleycat da hab ich als ehemalige Zivildienstleistender ganz andere Erfahrungen.
Viele (inkl. mir) haben nach dem zivildiens umgelernt, sich für ein Studium im sozialen/medizinischen Bereich entschieden oder sind anderweitig in diesen Bereich gewechselt.
Ich habe auch Zivildienst geleistet und unter meinen Mit-Zivis (direkt und in den Seminaren) auch nur engagierte und (in Anbetracht der Umstände) motivierte Leute kennengelernt.
Wohingegen die Gleichaltrigen die zum Wehrdienst sind, mal ganz abgesehen von den toxisch-maskulinen Gehirnfürzen die ihnen dort eingeimpft wurden (“Nur wer bei der Bundeswehr war, ist ein echter Mann”, “Zivis sind Versager die im Kriegsfall von der eigenen Seite erschossen werden würden”, usw.), eher die faulen Säcke waren, die nur dort hin sind, weil sie mussten und dort am Ende nur (das war ihnen auch selbst irgendwie bewusst) auf Staatskosten Zeit verplempert und gesoffen haben. Ich habe auch später in einer Weiterbildung Berufssoldaten kennengelernt, das schien wieder ein ganz anderer Menschenschlag zu sein, von dem ich eher positive Eindrücke hatte.
Was ich aber sagen will: Wir Zivis waren motiviert, weil wir uns dafür entschieden haben, und selbst wenn wir mussten, das Beste draus gemacht haben. Das gleiche gilt für FSJler und BFDler noch mehr. Hätten wir jetzt einen Pflichtdienst, dann hättest du die Aufgaben von Zivis mit den obigen BWler-Pfeifen und Saufköpfen besetzt. Das kann eigentlich nur zu mehr Schaden als Nutzen führen wenn du die eh schon knappen Ressourcen im sozialen Bereich durch Beaufsichtigung von quasi-Gefangenen bei der Strafarbeit bindest.
Lieber Pflege, Gesundheit usw. endlich wieder de-privatisieren, gerne richtig hart enteignen. Außerdem Standards heben und ordentliche Löhne zahlen. Dass das für die Politik erst gar keine Option ist und man stattdessen in alle Richtungen rotiert, z.B. Billiglohn-Arbeiter aus dem Ausland und jetzt Zwangsdienst, zeigt wie tief wir Ideologisch in der Scheiße stecken.
@Obin
Naja ich glaube schon dass das Verhalten mindestens so sehr von der Aufgabe wie von der Person abhängt.
Mit anderen Worten:
Wenn meine Aufgaben sich weitgehend auf Gleichschritt, Wachdienst, Patrouille usw. beschränken ist das halt wenig sinnstiftend (vor allem in Friedenszeiten). Da würde ich glaube ich auch saufen…
Wenn die selbe Person sich um Menschen kümmert ist die Tätigkeit an sich sinnvoller. Es ist sofort wichtiger wie man sich verhält. Man sitzt eben nicht seine Zeit ab,
1/
@Obin
2/
sondern trägt echte Verantwortung. Und wenn es “nur” für die Person ist, die man im Rollstuhl durch den Garten schiebt.
mMn liegt es also viel mehr an der Situation. Auch ein fauler saufender Wehrdienstleistender* kann ein guter Zivi sein. Ganz einfach weil er merkt das er was sinnvolles tut.
(*Ich rede vom Einzelfall nur dass das hier nicht als pauschale Diffamierung gewertet wird)
Das kann gut sein. Ich denke vermiest würde das aber vom Durchschnitt werden. Die Betreuer werden den durchschnittlichen Zwangsdienstleistenden dann irgendwann satt haben, sich Vorurteile bilden und den Dienstleistenden dann nur noch die Drecksarbeit machen lassen oder irgendwie beiseite schaffen, damit er nicht stört. Und nach der vierten Woche Klos putzen ist es dann auch spätestens für den seltenen Einzelfall zu ende mit der Hoffnung “was sinnvolles zu tun”. Darauf kommt halt auch, dass wir einfach mittlerweile eine andere Gesellschaft sind als vor 20 Jahren.
Aber falls so ein Dienst kommt, hoffe ich einfach du behältst recht.
@Obin
Ich bin da optimistisch.
Die Jugend wird enorm unterschätzt. Das Gehetze gegen #GenZ mag gerade Boomersport sein, aber ich halte das für Unfug.
Ich habe gegenteilige Erfahrungen. Die jungen Menschen aus meinem Umfeld sind fleißig und zuverlässig.
Ich habe mich auch weniger auf die jungen Menschen bezogen, auch wenn das so missverstanden werden konnte¹.
Aber nein, was ich mit “die Gesellschaft hat sich verändert” meinte war, dass in den letzten 20 Jahren (eigentlich schon seit den 90ern, aber seit 2008 hat es richtig angezogen) eine geplante und schamlose Entsolidarisierung der Gesellschaft durchgezogen wurde. Wir wurden an Misstrauen und Missgunst gewöhnt, an eine Welt in der jeder für sich selbst kämpft, damit wir alle einzeln verlieren gegen die Volksverhetzer, Milliardäre und psychopathischen Konzerne.
Konkret auf den Pflege und Gesundheitssektor bezogen sollte auf der Hand liegen was ich meine: Gierigen Abzockern gehört zunehmend alles und es wird schamlos aus dem Leid der alten/kranken Menschen und Idealismus der Arbeiter Geld ausgepresst. Arbeiter werden desillusioniert, laufen in den Burnout oder stumpfen zunehmend ab. Wenn man in den Beruf gegangen ist um Menschen zu helfen, aber es reicht nur für die allernötigste Grundversorgung und man muss zusehen wie die Menschen dahinvegetieren… Ich kenne ein paar Leute in der Pflege, jüngere und ältere und es geht irgendwo allen so in verschiedenen Abstufungen. Auch an Idealisten mit den besten Wünschen und Hoffnungen geht das nicht spurlos vorbei. Das kann der Hoffnung “etwas bewirken zu können” schon einen großen Dämpfer verpassen, wenn man diese denn dank Billiglohn-Zwangsdienst überhaupt hat.
¹) Ich habe mich schon immer gegen solche “Die Jugend von heute”-Sprüche gewehrt und vor Covid war ich wirklich begeistert welches Engagement diese Generation hat, mit Fridays For Future, Letzte Generation usw. Nur Respekt! Die Zeit seitdem hat es etwas abgemildert, es scheint meine Milliennial-Generation hält ihre politischen Überzeugungen noch mit am Besten, aber die GenZ hat mein Verständnis. Sie wurden bereits mehrfach von der Gesellschaft im Stich gelassen, hat noch sehr viel härtere Zeiten vor sich und sich (bisher) wenig zu Schulden kommen lassen. Ich hoffe halt, dass die steigenden AfD-Umfragewerte sich nach Links umkehren sobald sie etwas schlauer werden und ihnen bewusst wird, dass sie verarscht wurden. (Und vor allem dass man Links besser wird darin vor allem junge Männer anzusprechen, aber das steht nochmal auf einem anderen Blatt.)
Ich kenne das mit der FFW noch aus der Zeit vor der Aussetzung der Wehrpflicht, (hatte mich selbst für 7 Jahre zum KatS verpflichtet) da muss die Führung einfach sortieren. Bei uns durften sich damals nur Leute zur Freistellung vom Wehrdienst zum KatS verpflichten, die vorher schon dabei waren und bewiesen hatten, dass sie das nicht nur als Mittel zum Zweck sehen. Es war aber eh nicht so, dass uns die Leute die Bude eingerannt hätten, weil sie sich verpflichten wollten, weil das Modell zum Glück außerhalb der betroffenen Organisationen praktisch unbekannt war. (Ist es ja immer noch, was man sehr gut an dem Gejammer der selbsternannten Leistungsträger sieht, die Angst haben, ein produktives Jahr zu verlieren und dabei der heiligen Wirtschaft irreparablen Schaden zuzufügen, wenn sie plötzliche einen Pflichtdienst für die Allgemeinheit leisten müssten)
Nur ausgewählte Leute zulassen hat übrigens gut funktioniert. Die Meisten aus meiner damaligen KatS-Einheit sind heute immer noch aktiv, nicht wenige davon inzwischen in einer Führungsposition.