• Zacryon@feddit.org
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    2 days ago

    „Sprache prägt das Bewusstsein. Wir sprechen aber nicht über die Gefahrenquellen. Täten wir das, würden wir, glaube ich, eine größere Unterstützung für Mobilitätswendemaßnahmen sehen, wie zum Beispiel niedrigere Geschwindigkeiten oder die Umnutzung von Straßenflächen.“

    Dies belegten auch die Ergebnisse einer aktuellen experimentellen Studie: Proband:innen, die Versionen eines fiktiven Unfallberichts lasen, in dem aktuell gängige Sprachmuster nach dem Leitfaden „korrigiert“ wurden, unterstützten eher strukturelle Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit als solche, die einen ähnlichen Bericht lasen, der aber sehr nahe an dem Status-Quo der Berichterstattung war.

    Wieder ein Mal ein schönes Beispiel dafür, wie sehr ein anderer Gebrauch unserer Sprache unser Denken und Handeln beeinflussen kann. Worte sind nicht bloß vernachlässigbare und austauschbare Ausdrucksweisen. Sie sind ein Schlüssel zu unserer Wahrnehmung und unserem Verhalten.
    (Einer der Gründe, weshalb eine geschlechtsneutrale Sprache sinnvoll sein kann.)

  • Diplomjodler@lemmy.world
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    2 days ago

    Es wird über Autounfälle so berichtet, weil die Autoindustrie sehr viel Werbung schaltet und damit eine wichtige Einnahmequelle für viele Medien ist. Man beißt nicht die Hand, die einen füttert.

    • unexposedhazard@discuss.tchncs.de
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      2 days ago

      Außerdem sind viele erfolgreiche Politiker eng befreundet mit oder selbst ehemalige Autoindustrie Angestellte/CEOs. Das Wort dafür ist Korruption.

  • istdaslol@feddit.org
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    2 days ago

    Ist das irgendwie ein Schweizer Problem ? Weil die in der Quelle als „üblich“ genannten Sätze hab ich so selten gelesen.
    Als Beispiel.
    Das was hier auffällt ist nur „geriet in den Gegenverkehr“; es ist halt immer schwer aktiv über etwas zu schreiben ohne gleich Schuldzuweisungen zu treffen. Das ist erst möglich sobald der Polizeibericht fertig ist und nicht zwangsläufig wenn der Zeitungsartikel gedruckt wird.

    • PatrickYaa@feddit.org
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      2 days ago

      “[…]war am Sonntagabend der Wagen […] in den Gegenverkehr geraten”
      Der Wagen ist nicht in den Gegenverkehr geraten. Er wurde von der Fahrerin dort hingelenkt oder wurde aus Fahrlässigkeit dort hin fahren gelassen. Oder aus einem medizinischen Notfall heraus war die Fahrerin nicht in der Lage ihr 2 Tonnen Einpersonentransportmittel adäquat davon abzuhalten andere Menschen in den Tod zu schicken.

      Eventuell leichte Hyperbel. Aber diese Dinge passieren nicht einfach. Die Formulierung ist zu passiv.

      Edit: “Seit Ende 2022 sind nun bereits fünf Menschen auf dieser Straße gestorben.”
      Die sind nicht auf der Straße gestorben. Die sind in Zusammenstößen von Autos getötet worden.

      Edit2: wenn ihr mich schon downvoted, sagt wenigstens warum :p

      • DekkiaA
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        2 days ago

        Du antwortest auf ein Kommentar mit dem Inhalt

        es ist halt immer schwer aktiv über etwas zu schreiben ohne gleich Schuldzuweisungen zu treffen. Das ist erst möglich sobald der Polizeibericht fertig ist und nicht zwangsläufig wenn der Zeitungsartikel gedruckt wird.

        indem du vorschläge für aktive formulierungen machst. Wenn nicht bekannt ist, wieso das Auto in den Gegenverkehr fuhr ist nunmal eine Passive formulierung einfacher.

        Wenn du

        wurde aus Fahrlässigkeit dort hin fahren gelassen

        schreibst und sich dann herausstellt, dass es ein techn. Defekt war hast du in deinem Artikel aus dem Opfer eine:n Täter:in gemacht.

        • squaresinger@lemmy.world
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          21 hours ago

          “ist mit dem Wagen in den Gegenverkehr gefahren” sollte passen.

          Das lässt die Ursache und die Schuldfrage frei, während es gleichzeitig eine aktivere Formulierung ist.

          Immerhin geht ja

          • “ist wegen einem technischen Defekt mit dem Wagen in den Gegenverkehr gefahren”
          • “ist wegen einem medizinischen Notfall mit dem Wagen in den Gegenverkehr gefahren”
          • “ist wegen Sekundenschlaf mit dem Wagen in den Gegenverkehr gefahren”
          • “ist wegen Suizidabsicht mit dem Wagen in den Gegenverkehr gefahren”

          Schaut man sich die Berichterstattung zu Unfällen mit anderem schwerem Gerät (z.B. Gabelstaplern) an, dann ist das dort auch ähnlich. Im Gegensatz zu Autos/LKWs geht man nämlich davon aus dass jemand, der z.B. einen Gabelstapler fährt auch befähigt ist das zu tun und sein Gefährt unter Kontrolle haben sollte.

          Beim Auto hingegen ist es in der öffentlichen Meinung völlig normal dass jemand nicht hinreichend befähigt ist das Auto unter Kontrolle zu halten. Übermüdet fahren ist ein Kavaliersdelikt (und einige sind sogar stolz drauf, dass sie die ganze Nacht durchfahren können) statt ein Kapitalverbrechen. Und keiner erwartet, dass irgendwer sein Fahrzeug selbst auf Defekte kontrollieren kann, über den jährlichen TÜV hinaus.

          Wer macht denn ernsthaft den eigentlich vorgeschriebenen Walkaround rund um’s Auto mit Reifendruck- und Ölstandskontrolle vor der Fahrt in die Arbeit?

          Unter dem Kontext ist es einfach “normal”, dass wer am Steuer einschläft, dass jemand der medizinisch schwer fahruntauglich ist am Steuer sitzt oder dass ein schlecht gewartetes Fahrzeug mal eben in den Gegenverkehr abbiegt.


          Ich mein, wie oft liest man denn, dass ein Rentner Gas und Bremse verwechselt und dann einen größeren Unfall baut, und dann wird getan als wäre das ein kleiner Fehler? Damit das passieren kann muss dieser Rentner so hin sein, dass er erstmal den Fehler macht, und dann, wenn er den Fehler merkt, nicht einfach erstmal das falsche Pedal los lässt, sondern es stattdessen durchdrückt. Da muss man schon wirklich schwer fahruntauglich dafür sein.

          Aber das eigentliche Versagen ist, dass jemand so schwer geistig oder körperlich verrotten kann, und trotzdem seinen Führerschein behält. Das ist ein grobes Systemversagen, dass es keinen Mechanismus gibt um das abzufangen.

        • PatrickYaa@feddit.org
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          1 day ago

          Technischer defekt, medizinischer notfall, a) sind das ausnahmen, b) ist das dann immernoch ein Problem das man für eine Vision Zero angehen müsste. Verkehrsführung anpassen, bauliche Maßnahmen treffen, etc.
          Der Status Quo ist: Mensch fährt eine Mördermaschine, die wenn man nicht acht gibt andere Menschen umbringt.
          Da muss etwas dran geändert werden.

          Und nur weil die passive Formulierung einfacher ist, ist sie nicht richtig. Deshalb bin ich ja auch kein Journalist. Die wiederum werden für ihre Formulierungen bezahlt.
          Zusätzlich macht der im Artikel genannte Leitfaden Vorschläge zu den formulierungen.

          • DekkiaA
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            23 hours ago

            Wenn Journalist:innen warten müssten bis alle details geklärt sind, dann kämen Artikel über Verkehrsunfälle Wochen oder Monate nach dem Unfall raus.

            Schließlich gibt’s genug Artikel zu Gerichtsurteilen, in denen der Unfallhergang dann auch beschrieben wird, weil er bekannt ist.

      • Der_Mann_mit_Hut@feddit.org
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        1 day ago

        Der Wagen ist nicht in den Gegenverkehr geraten. Er wurde von der Fahrerin dort hingelenkt oder wurde aus Fahrlässigkeit dort hin fahren gelassen.

        Nun ja, mit den selbstfahrenden Autos wird das Problem dann ja bald behoben sein… dann kann das Fahrzeug wirklich von selbst in den Gegenverkehr fahren!