Am Sonntagabend heulen in Hamburg plötzlich alle Sirenen der Stadt. Die Polizei gibt bald darauf Entwarnung. Das bekommen viele Bewohner offenbar nicht mit und wählen den Notruf, der daraufhin überlastet wird.
Stand 05.10.2025, 23.04 Uhr
Am Sonntagabend heulen in Hamburg plötzlich alle Sirenen der Stadt. Die Polizei gibt bald darauf Entwarnung. Das bekommen viele Bewohner offenbar nicht mit und wählen den Notruf, der daraufhin überlastet wird.
Stand 05.10.2025, 23.04 Uhr
Warum willst Du überhaupt jemanden anrufen? Das macht im Kontext von Broadcast-Alarmen gar keinen Sinn. Wenn in einer Großstadt die Sirenen auslösen, werden hunderttausende Menschen erreicht. Wie sollte da der Plan aussehen bei dem jeder von denen irgendwo anruft um sich persönlich beraten zu lassen?
Wir hatten vor ca. einem Monat bundesweiten Warntag. Da wurde den ganzen Tag in sämtlichen Medien drüber berichtet. Inklusive Erklärung was die verschiedenen Signale bedeuten und was im Alarmfall zu tun ist. (Nach drinnen begeben, Fenster und Türen geschlossen halten, Radio einschalten und auf weitere Informationen warten).
Und wenn jemand das alles nicht mitbekommen hat, sollte doch spätestens der Probealarm bei den Leuten die Frage aufwerfen: „Was würde ich eigentlich bei einem echten Alarm tun?“ und dazu führen dass man sich selbst informiert.
Es gibt eine einheitliche App für Katastrophenfälle: Nina, die neben der eigentlichen Warnfunktion auch noch jede Menge Informationen zum Verhalten im Katastrophenfall bietet. Es gibt die einheitliche Behördennummer 115, die aber nicht für Notfälle zuständig ist, sondern für Behördenkram: Ausweis verloren, Pass beantragen, Gewerbe anmelden etc. Dementsprechend ist die auch nur wochentags erreichbar.
Äh, doch. Das liegt in der Natur der Sache, denn ein Katastrophenfall ist gerade dadurch definiert, dass er durch die zuständigen Behörden mit eigenen Kräften nicht mehr angemessen behandelt werden kann. In den Fall werden zusätzliche Kräfte alarmiert und Notfallpläne aktiviert. Das passiert aber natürlich nicht so schnell wie Du zum Telefonhörer greifen kannst um die 112 zu wählen.
In Hamburg gibt es übrigens extra für Unwetterlagen ein System bei der Feuerwehr, damit der dreihundertste Anrufer der seinen vollgelaufenen Keller melden will nicht den Notruf blockiert. Da kommt dann wenn Du die 112 anrufst erstmal eine Bandansage à la „Wenn es sich um einen echten Notfall handelt drücken Sie die 1, wenn Sie nur Wasser im Keller haben, drücken Sie die 2“. Keine Ahnung, ob das System gestern aktiviert worden ist, aber auch das muss natürlich erstmal hochgefahren werden, indem FF-Kräfte alarmiert werden, in die Einsatzzentrale fahren und dort die Warteschlange der 2-Drücker abzuarbeiten. Die Polizei hat so ein System vermutlich nicht, denn die haben ja seltener mit Unwetterlagen zu tun.
Natürlich gibt es noch vieles, was der Staat hier besser machen könnte. Aber zu einem großen Teil liegt das Problem doch auch an der Bevölkerung, die erwartet, dass sich schon irgendwer anderes für sie kümmern wird. Das fängt mit so einfachen Sachen an, wie Leuten die wegen Zahnschmerzen den Rettungsdienst anrufen. Anderes Beispiel: Ich habe von meinen Eltern noch gelernt, wenn wir im Winter längere Strecken mit dem Auto gefahren sind, immer Heißgetränke und ausreichend Wolldecken im Kofferraum zu haben. Heute rechnen die Leute damit, dass schon das DRK vorbeikommt und Decken verteilt.
Mir ist schon klar, dass es auch Leute gibt, die sich aus psychischen, gesundheitlichen oder sonstigen Gründen nicht selber um sowas kümmern können. Da würde ich dann zunächst erwarten, dass sich Freunde, Familie und andere Bezugspersonen im Notfall um die kümmern. Und der winzige Teil der Bevölkerung der dann übrig bleibt, kann auch den Notruf wählen ohne dass der überlastet würde.
Sirenen funktionieren bundesweit gleich:
1 Minute an- und abschwellend: Warnung
1 Minute Dauerton: Entwarnung
3 x 15 Sekunden mit je 7 Sekunden Pause: Feuerwehr-Alarm (da wo die Feuerwehr noch per Sirene alarmiert wird)
Die eine bundesweite App für Katastrophen gibt es: Nina
Die eine bundesweite Webseite gibt es auch: bbk.bund.de
Natürlich gibt es von jedem Bundesland noch eigene Informationen zu den speziellen Themen und spezielle Warnsysteme für spezielle Fälle. Es würde wohl kaum Sinn ergeben, wenn Hamburg vor Lawinen warnen würde, oder Bayern vor Sturmfluten
Frust entsteht ja oftmals aus dem Gefühl nicht selbstwirksam sein zu können. Aber es gibt ganz viele Möglichkeiten selbst etwas zu tun. Ich habe hier mal ein paar Optionen von simpel bis aufwändig aufgelistet. Vielleicht findest Du auch etwas für Dich passendes.
Nina installieren. Geht auf iOS und Android, sogar direkt als APK ohne Google Store
Informieren. Zum Beispiel über die Webseite des BBK oder deren Broschüre Richtiges Handeln in Notsituationen. Auch in der Nina-App findet man viele Informationen (unten auf Themen klicken)
Für Dich und Deinen Haushalt vorsorgen. Trinkwasser und Nahrungsmittel vorrätig zu haben hilft nicht nur in Katastrophen, sondern auch bei einem simplen Wasserrohrbruch oder wenn man mal wieder vergessen hat, dass ein Feiertag ist 😄
Einen Erste-Hilfe-Kurs machen. Viele haben zuletzt mit 18 einen Kurs für den Führerschein gemacht, oder sogar noch nie, wenn sie keine. FS haben. Auch wenn man das hoffentlich nir braucht, ist es doch beruhigend zu wissen dass man es könnte.
Mit der Nachbarschaft vernetzen. Wer hat vielleicht eine Pumpe wenn mein Keller vollgelaufenen ist, bei wem können wir uns um den Holzofen setzen wenn die Heizung ausfällt und wer kümmert sich um den alleinstehenden neunzigjährigen aus Hausnummer 7 wenn wir evakuiert werden müssen?
Selber im Katastrophenschutz tätig werden. 1,7 Millionen Menschen in Deutschland engagieren sich freiwillig im Katastrophenschutz. Von Versorgungsdiensten, Wasserrettung und Sanitätszügen über Notfallseelsorge und Führungsunterstützung bis zur technischen Hilfe durch THW und Feuerwehr ist alles möglich. Unter mit-dir-fuer-uns-alle.de findest Du viele Möglichkeiten aktiv zu werden.