• Saleh@feddit.org
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    18 hours ago

    Da die Anzahl der Kleidungsstücke deutlich geringer war, bezweifel ich, dass so viel Zeit zum waschen aufgebracht wurde. Dazu kommu, dass Wäschewaschen, Kochen und andere Hausarbeiten sozialer waren, wodurch sie weniger dröge als heute waren.

    Zum Kochen ist schon mal das praktische Thema, dass in der Erntesaison nicht gleichzeitig gekocht und das Feld bestellt werden konnte. D.h. i.d.R. die Frauen mussten vor dem Mittag vom Feld runter und an den Herd. Damit verringert sich die Arbeitszeit.

    Einkaufen ist ein interessantes Beispiel. Früher ist man dann zum Markttag in die Stadt gefahren/gelaufen, und hat da alles erledigt was man brauchte, aber natürlich auch gequatscht, die neuesten Nachrichten bekommen, etc.

    Heute gehen Leute eher in ihrer Freizeit zum Markt. Die Erfahrung wird anders wahrgenommen, als z.B. im Supermarkt die Wocheneinkäufe zu machen. Sonst gehen Leute auch bewusst als Freizeitaktivität “shoppen”, was keinesfalls als “Arbeit” gewertet werden kann.

    Zu guter letzt musst du dann aber auch auf die heutigen Arbeitszeitmodelle noch die Hausarbeit draufschlagen. Wer richtig kocht, ist dann auch noch mal bei 10-20h mehr pro Woche.

    Bei Themen wie “Garten” oder “Handwerken” als Hobby ist dann auch die Frage, warum sich so viele freiwillig ein Hobby als zusätzliche Arbeit antun, dass der Arbeit und Hausarbeit mittelalterlicher Bauern ähnelt? Offenbar ist die Wahrnehmung davon was “Arbeit” und was “Freizeit” ist, auch heute noch nicht so einfach trennbar.

    • Kornblumenratte@feddit.org
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      1 hour ago

      Nur zum Thema Wäschwaschen:

      Versuch mal ein verschmutztes Kleidungsstück nur per Hand ohne Seife zu säubern, in der Sonne zu bleichen, zu trocknen und zu bügeln. Rechne dann dazu, dass unsere modernen Stoffe im Vergleich zu Wolle, Leinen und Seide ultrapflegeleicht sind.

      Bis vor wenigen Jahrzehnten (in Deutschland 1960ger) hatten viele Häuser eine eigene Waschküche, und Samstag war Waschtag. Den ganzen Tag! Nach Kochen war Wäschepflege die zeitaufwendigste Aufgabe in der Haushaltsführung.

    • rumschlumpel@feddit.org
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      18 hours ago

      Da die Anzahl der Kleidungsstücke deutlich geringer war, bezweifel ich, dass so viel Zeit zum waschen aufgebracht wurde.

      Ich habe über die römische Antike gelesen, dass Stoffe herstellen und Kleidung nähen tatsächlich die Hauptbeschäftigungen von Frauen gewesen sein soll. Das hängt natürlich auch von Mode, Klima und Reichtum ab (weniger arme Familien können sich ja zumindest gewebte Stoffe kaufen, und in Sizilien muss Kleidung nicht so warm sein wie in Deutschland), aber ich wüsste keinen Grund, warum das im mitteleuropäischen Mittelalter für die meisten Menschen deutlich anders gewesen sein sollte - die erste große Innovation in dem Bereich seit der Antike, das Spinnrad, kam hierzulande erst ab ca. dem 13. Jhd auf.

      Hier eine Quelle: https://acoup.blog/2021/03/19/collections-clothing-how-did-they-make-it-part-iii-spin-me-right-round/ (im Abschnitt “Distaff Economics”)

      Put into working terms, the basic clothing of our six person farming family requires 7.35 labor hours per day, every day of the year. Our ‘comfort’ level requires 22.05 hours (obviously not done by one person).

      Das ist natürlich alles relativ grob geschätzt, andere Autoren könnten da zu deutlich anderen Werten kommen.

      • Saleh@feddit.org
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        18 hours ago

        These figures come way down once we get the spinning wheel and horizontal loom, but what seems fairly readily apparently is that women did not necessarily work less so much as produce more, selling the excess via the ‘putting out’ system we mentioned last time and using that to support their families.

        Spinnräder sind lt. Wikipedia im 12 Jahrhundert nach Europa gekommen. Damit ist dann die interessante Frage, auf welche Zeit im Mittelalter wir uns beziehen.

        • rumschlumpel@feddit.org
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          17 hours ago

          Sie sind zu der Zeit aufgekommen, aber das heißt nicht, dass sie schon im Jahr 1200 in jedem mitteleuropäischen Haushalt standen. Zumal die Qualität der Fäden, die mit Spinnrädern hergestellt wurden, zu Anfang anscheinend deutlich niedriger war als bei der vorher traditionellen Methode, was die Anwendbarkeit eingeschränkt hat.