Herr Flassbeck, die Debatte um Boomer und die Generationengerechtigkeit hat Sie wütend gemacht. Warum?

Diese Boomer-Debatte ist einfach grober Unfug. Man kann eine Generation nicht kollektiv für alles verantwortlich machen, was in ihrer Lebenszeit schiefgelaufen ist. Hinzu kommt: Verantwortlich kann nur sein, wer handelt. Und gehandelt wird nun mal nicht von Generationen, sondern von Menschen. Dieses kollektive Handeln, was man „den Boomern“ oder „der Gen-Z“ immer unterstellt, gibt es einfach nicht.

Aber die Boomer…

Es gibt „die Boomer“ nicht! Alles, was die Mitglieder einer Generation gemeinsam haben, sind ihre Geburtsjahre. Wenn Sie jemandem die Schuld geben wollen, dann den Politikern und anderen mächtigen Menschen, die damals das Sagen hatten. Wir hatten zum Beispiel jeweils 16 Jahre mit Helmut Kohl und Angela Merkel. Das waren Stillstandphasen, die durch nichts zu rechtfertigen waren. Die Schröder-Zeit war sogar ein Rückschritt. Die Fehler von Kohl, Merkel und Schröder einer ganzen Alterskohorte zuzuschlagen, geht einfach nicht. Ich bin ja zum Beispiel mitgemeint, wenn die Leute über „Boomer“ reden. Ich habe aber mein ganzes wissenschaftliches Leben damit verbracht, gegen die Politik, die man mit den „Boomern“ assoziiert, anzuargumentieren.

[…]

  • SapphireSphinx@feddit.orgOP
    link
    fedilink
    arrow-up
    26
    ·
    edit-2
    12 days ago

    Wer denkt, dass man das Rentenproblem lösen kann, indem man die Rentner zugunsten der arbeitenden Bevölkerung verarmen lässt, erzählt ökonomisch betrachtet einfach grandiosen Unfug. Statt eine ernsthafte Auseinandersetzung in der Sache zu führen, schlagen wir uns die Köpfe über solche Nebensächlichkeiten ein.

    Aber man kann herrlich vom eigentlichen Problem ablenken und die Leute gegeneinander anstatt miteinander kämpfen lassen…

    Nein. Die einzige sinnvolle Umverteilung ist von Reich zu Arm. Aber es gibt bei den „Boomern“, wie in jeder Generation, reiche und arme Menschen. Wenn ich dabei umverteile, bekomme ich ein irres Ergebnis, bei dem ein Rentner mehr Steuern zahlen muss als ein Angestellter mit einem höheren Einkommen. Wenn man wirklich umverteilen will und dafür die nötige politische Kraft hat, kann man es nur den Reichen wegnehmen und den Armen geben. Zu welcher Generation man gehört, kann dabei nicht der Maßstab sein.

    Amen.

    Edit:

    Ich frage mich auch, wann denn eigentlich das letzte Mal Susanne Klatten, Dieter Schwarz, Karl Albrecht Jr. oder auch einfach Markus Söder und Friedrich Merz den Gürtel wirklich enger geschnallt haben.