Kennt ihr gute und ausreichend aktuelle Artikel darüber, welche Bruchlinien und Zwistigkeiten es innerhalb der AfD gibt? Ich glaube, ein besseres Verständnis derselben könnte uns sehr dabei helfen, gegen die AfD und sonstige Faschisten insgesamt vorzugehen.

    • Novocirab@feddit.orgOP
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      11 days ago

      Schon mal sehr gut, danke sehr.

      Unter anderem dieses (über diesen Artikel gefundene) Konfliktgespräch zwischen Maximilian Krah, Götz Kubitschek und Ellen Kositza vom 9. Juni. Die ersten 4-5 Minuten davon sind bereits sehr aufschlussreich. Offenbar haben sehr viele Rechte einen Groll auf Maximilian Krah, seit er im April von Correctiv mit diesen Worten zitiert wurde:

      Der Eindruck der Protestwelle nach dem Correctiv-Bericht und die Planung der Europa-Kampagne haben mich dazu gebracht, die Frage der Multiethnizität des Staatsvolks neu zu durchdenken

      Man nimmt ihm das als Kreuzfeuer gegen die als Erfolgsrezept empfundene Strategie der Remigrations-Rhetorik übel. Laut Krah seien seine Gedanken hinter diesen Worten gewesen, dass “die Gegenseite genau an dem Punkt der Remigration extrem aufgerüstet hat” (4:45 im o.g. Konfliktgespräch); anderswo äußert er sich sehr besorgt über die Möglichkeit eines Parteiverbots. “Wir laufen hier in eine gut gestaffelte Verteidigung der andern Seite und in ein Minenfeld ohne Minenplan.”

      Das alles ist mir persönlich ziemlich neu. Euch auch? Womöglich sollte man dafür sorgen, dass es bekannter wird.

      • Saleh@feddit.org
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        11 days ago

        Ich denke die AfD hat schon immer mit Ambiguität und z.T. offenem Doppeldenk gearbeitet. Ich glaube auch nicht, dass die “neue Rechte” den offenen Bruch mit der AfD suchen wird, weil die AfD weiterhin das Bindeglied in die “Mitte” der Gesellschaft ist, die inzwischen massiv nach rechts gezogen wurde.

        Dazu kommt, dass Hundepfeifen auch schon immer eingestreut wurden, sodass den harten Rechten klar ist, dass die Sachen härter gemeint sind, als sie gesagt werden.

        Kubitscheck hat wiederum schon immer den “Anti-Establishment” Hardliner gegeben, wenn ich mir so seinen Wikipediartikel anschaue. Ebenso hat er beste Beziehungen zur AfD, in der er zeitweise Mitglied war.

        Kubitschek selbst schrieb 2006 in der Zeitschrift Sezession, das Ziel sei „nicht die Beteiligung am Diskurs, sondern sein Ende als Konsensform, nicht ein Mitreden, sondern eine andere Sprache, nicht der Stehplatz im Salon, sondern die Beendigung der Party“.

        „Unsere Aufgaben“ seien die „Zuspitzung der Begriffe und die Kennzeichnung der Gegner“.[49] In seinem Buch Bruchlinien schrieb er 2007 zur „Metapolitik“: „Wem sein Vaterland lieb ist, muß den Vorbürgerkrieg gewinnen, bevor er unbeherrschbar wird. […] dieser Krieg [ist] neben dem handfesten, den die Polizei und jeder Angegriffene auf der Straße und in seinem Viertel auszufechten hat, vor allem ein geistiger Bürgerkrieg gegen die Lobbyisten der Zersetzung […].“[50] Der „Konservativen Revolution“ während der Weimarer Republik attestierte Kubitschek 2011 eine bis heute andauernde „Strahlkraft“ und schrieb, sie sei „ganz und gar bereit für etwas Neues“ gewesen, „einen Dritten Weg, einen Umsturz, eine Reconquista, einen revolutionären, deutschen Gang in die Moderne. […] Von Harmlosigkeit, zivilisierter Zurückhaltung, Zahnlosigkeit keine Spur“.[51]

        Nach dem Einzug der AfD in den Bundestag 2017 schrieb Kubitschek in der Sezession am selben Tag: „Im Grunde Schach: Wir fordern heraus, aber der Gegner will nicht, warf die Figuren um, jahrelang. Aber jetzt ist die Aufstellung fertig, die Dame fehlte noch, seit heute steht sie.“

        Im Juli 2019 beschlossen die AfD-Politiker Alice Weidel und Björn Höcke nach Vermittlung von Götz Kubitschek, einander nicht mehr öffentlich anzugreifen.[82] Im August 2019 bezeichnete Weidel Kubitschek als „eine sehr wichtige Figur für das rechtskonservative Spektrum unserer Partei – auch wenn er nicht Mitglied der AfD ist“.[83] Nach der Wahl Thomas Kemmerichs (FDP) zum thüringischen Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD-Fraktion Anfang Februar 2020 schrieb Kubitschek auf der Internetseite der Sezession, dass Kemmerich lediglich „die Figur“ gewesen sei, „die König Ramelow matt setzte, mehr nicht, und er hat sich – so ist das bei Figuren – nicht selbst geführt.“

        Nach der Kundgebung in Chemnitz am 1. September 2018, bei der AfD-Abgeordnete an der Seite von Rechtsextremen und Neonazis demonstriert hatten, empfahl Kubitschek, der an der Veranstaltung ebenfalls teilgenommen hatte, allerdings: „Keine Großdemonstrationen mehr unter der Fahne der AfD. Laßt das andere machen! Die Teilnahme empfehlen, sich unters Volk mischen, Gesicht zeigen, an der Gegenöffentlichkeit mitwirken und die Sympathie der Wähler gewinnen – das kann man auch, wenn man nicht den Hut aufhat und in der Zwickmühle steckt.“

        Für Kubitschek ist das hier also nur der neuest Zug im gleichen Spiel. Ein Spiel, dass er mit der AfD zusammen und nicht gegen sie spielt.