“Ich bin sehr dafür, dass die Rückkehr aller ukrainischen Kinder vor einem Waffenstillstandsabkommen und einem Friedensabkommen erfolgen sollte, denn Kinder sind keine Kriegsgefangenen oder zivile Häftlinge”, sagt die Anwältin Kateryna Rashevska, die auf die Fälle spezialisiert ist.
Oft ist es so: Russische Eltern kommen in die besetzten Gebiete, wählen Kinder aus Internaten aus und adoptieren sie. Diese Internate hat Russland geschaffen, dort befinden sich Waisenkinder oder Kinder, die die Behörden aus den Familien genommen haben, mit der Begründung, dass sie dort schlecht behandelt wurden. Der letzte Fall einer solchen Verschleppung wurde von meiner Organisation im April 2025 dieses Jahres dokumentiert.
Die Russische Föderation hat kein Recht, solche Kinder in russischen Familien unterzubringen. Russland wäre verpflichtet, sich mit der Ukraine, dem Herkunftsland des Kindes, in Verbindung zu setzen, um die Frage der weiteren Unterbringung des Kindes zu klären. Das passiert aber natürlich nicht immer.
Bereits mit der Annexion der Krim. Laut OSZE sind allein von dort seit 2014 über 1.000 Kinder nach Russland gebracht worden, nach Sibirien oder in den fernen Osten. Kaschiert wurden diese Transporte von Beginn an, indem man vorgab, Kindern zu helfen oder zu evakuieren. Ende 2014 fuhr medienwirksam der erste „Zug der Hoffnung“ von der Krim ab, zwölf ukrainische Kinder wurden nach Russland gebracht.
Wichtig zu wissen dabei: Eine umfangreiche Recherche hat unter anderem gezeigt, dass neun von zehn Waisenkindern aus den besetzen Gebieten keine „biologischen Waisen“ waren, sondern soziale Waisen. Sie haben also identifizierbare Eltern.
Das ist sehr ähnlich zu dem, was die Nazis zum Teil während des Zweiten Weltkriegs in osteuropäischen Ländern im Rahmen des „Lebensborn“-Programms gemacht haben. Sie raubten dort Kinder, um sie überzeugten Nationalsozialisten zur Adoption anzubieten. Auch sie haben die Kinder oft in Familien gegeben, die sie gut behandelten. Putin zwangsrussifiziert all diese Kinder, gibt ihnen die russische Staatsbürgerschaft, was die mögliche Rückkehr weiter erschwert.
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