12% der Bevölkerung begehen 35% der Straftaten.
Die übliche Kritik an solchen Statistiken ist dir ja sicherlich bekannt?
- Wie zählen Firmen in die Statistik? Als Bevölkerung zählen sie ja wohl nicht, dann dürften korrekterweise auch ihre Vergehen nicht mit aufscheinen. Wenn ich also meine Scheiße hinter einer GmbH verschleier bin ich fein raus.
- Was an Straftaten nicht angezeigt und erfolgreich strafverfolgt wird taucht auch nicht auf. Wenn ich meine Freundin schlag, die das aber nicht anzeigt aus Angst oder was auch immer, oder mir nichts nachgewiesen werden kann, tauch ich auch nicht in der Statistik auf.
- Was nicht als Straftat klassifiziert ist, taucht auch nicht auf. Wenn ich Vertragsbruch begege ist das ein ziviler Streit, egal wie viel Schaden er anrichtet, und keine Straftat.
- Wo wir schon Schaden erwähnen, wie wird die Statistik gewichtet hinsichtlich dem Schweregrad? Zählt ein Mord genau so viel wie Diebstahl?
- Dass die Ursachen verschieden sind, z.B. mangelnde Perspektiven, ist dir ja bewusst. Ohne solche demografische Bedingungen zu berücksichtigen ist die Statistik einfach nicht aussagekräftig.
In Anbetracht aller dieser Faktoren ist es einfach unehrlich, diese Zahl für Argumentationen heranzuziehen.
dass viele Menschen nicht mit den besten Absichten nach Deutschland gekommen sind
Definiere “viele” und die Kriterien, nach denen dieser “Fakt” bemessen wird.
Die meisten wollen wahrscheinlich einfach ein besseres Leben. Wenn unser Lebensstandard durch die Ausbeutung von Billig-Lohn-Ländern entsteht ist es auch gerechtfertigt, dass Leute von dem Profit was abhaben wollen.
hier müssen wir einfach mit Deportationen gegensteuern
…wenn für die anderen Faktoren Abhilfe geschaffen wurde. Im Beispiel des jüngsten Sündenbocks ist das ja ein Versagen des Gesundheitswesen, weil das unterfinanziert ist. Statt dann in Abschiebung zu investieren wären Maßnahmen für das Gesundheitssystem auch gleich für die braven, fleißigen Stattsbürger die nicht straffällig werden.
Ihr seid mitverantwortlich am Aufstieg der AfD und BSW, auch wenn ihr das nicht wahrhaben wollt
Die Bedingungen für Nationalismus haben nicht wir geschaffen, sondern eine Politik die seit Jahrzehnten Bildung und Gesundheitswesen sabotiert, und Leute die unkritisch jeden “böse Ausländer” Müll weiterverbreiten haben das angefacht.
Was ich mit all den Kritiken ausdrücken will ist, dass die Statistik zu keiner belastbaren Aussage außer der Tautologie taugt. Wer sie als Rechtfertigung für Rassismus heranzieht, weil vermeintlich bestimmte Menschen einfach mehr zum Bösen neigen, baut sein Argument auf Sand und Spucke.
Das ist nicht der Zweck einer Firma, aber ein Nebeneffekt der die Statistik verzerrt.
Bestenfalls ist das eine statistische Unsicherheit, ja. Schlimmstenfalls ist es das Ergebnis ungleicher Strafverfolgung und verzerrt die Statistik.
An den Zahlen nichts, aber an der Aussage der Zahlen, weil Straftat nicht das einzige Böse ist. Der Rest wird nur nicht mitgezählt.
Ähhhhhh nein. Wenn ich eine Teilstatistik rausnehme kann sich die Verteilung darin gut noch mal verändern.
Beispiel: Eine Familie aus drei Menschen und einem Hund. 25% der Familie haben 40% der Beine. Wenn ich aber nur die Beine mit Füßen zähle sind es plötzlich 0%. Bonus: Das taugt gleich als Beispiel für ungerechte Strafverfolgung oder das Wegdefinieren: Der Hund hat 100% der Vorderbeine, weil das bei den Menschen ja nicht als Bein gezählt wird.
Mein Problem mit Polizei-Statistiken ist zum einen die Definition von “Verbrechen”, zum zweiten die Verzerrung der Statistik durch die Polizei.
Wenn ein Konzern deutlich Gewinn macht und das dann aber als Bonus an Vorstand und Aktionäre ausschüttet während die Angestellten mit einem freundlichen Weihnachstbrief bedacht werden, obwohl sie den Großteil der Arbeit geleistet haben, ist das für mich eine Ungerechtigkeit. Wenn ich zehntausend Mitarbeiter habe, und den Profit für mich behalte, sind das zehntausend Vergehen. Wenn ich mich gegen bestimmte Sicherheitsmaßnahmen entscheide und ein Mitarbeiter deshalb zu Tode kommt, sollte das eine Fahrlässige Tötung darstellen.
Der Fokus auf eine bestimmte Definition von Kriminalität verschleiert systematisches Unrecht. Wenn dazu noch aus Gruppendenken Vorurteile erwachsen, daraus Mistrauen, erhöhte Wachsamkeit und härtere Ahndung für die “anderen”, haben wir eine wunderbare Grundlage um in den “anderen” das Böse zu suchen und zu finden und uns so einen Sündenbock zur Ablenkung zu schaffen. Das heißt aber noch nicht, dass das so auch gerecht ist.
In der Theorie, klar. In der Praxis hängt das von den verfügbaren Mitteln (Geld, Personal) ab. Wenn nach Anti-Korruption, Gesundheitswesen, Sozialmaßnahmen und einer grundlegenden Sanierung der Justiz noch Ressourcen übrig sind, gerne, aber vorher wären das eher meine Prioritäten.